Lene hat gezeigt, was sie kann

Das Förderprogramm Zeig, was Du kannst! der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) richtet sich an Schülerinnen und Schüler des Hauptschulzweiges mit erschwerten Startbedingungen. Praxisorientierte Workshops in Unternehmen (Future Camps) und individuelles Coaching bereiten die Jugendlichen auf den Einstieg ins Berufsleben vor. Die Förderung beginnt zwei Jahre vor dem Schulabschluss und dauert insgesamt drei Jahre.

Mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden schaffen den direkten Übergang in die Ausbildung oder auf die weiterführende Schule. Eine von ihnen ist die 18-jährige Lene aus Schwerin, die von 2016 bis 2019 durch Zeig, was Du kannst! gefördert wurde. Gemeinsam mit Lene, ihrer ehemaligen Coachin Dr. Margit Quilitz und ihrer Ausbildungsleiterin Anja Lux blicken wir auf diese aufregende Zeit zurück.

Lene, wie bist du auf Zeig, was Du kannst! aufmerksam geworden?

Lene: „Zu Zeig, was Du kannst! bin ich durch meine Schule gekommen. Ich wurde von meiner Schulsozialarbeiterin gefragt, ob ich Interesse habe, daran teilzunehmen, um mich mit Hilfe des Programms in der Schule zu verbessern und eine Ausbildung zu finden.“

Wie lief es für dich zu diesem Zeitpunkt in der Schule?

Lene: „Nicht so gut, ich habe mich mit meinen Lehrern nicht so wirklich verstanden und meine Noten waren auch nicht der Burner. Beides ist aber seitdem deutlich besser geworden.“

Wie konnte dich Zeig, was Du kannst! bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützen?


Lene: „Bei den Future Camps, die zweimal im Jahr stattfanden, haben wir immer verschiedene Sachen gemacht – zum Beispiel viele Betriebe kennengelernt und Hilfestellungen für Bewerbungsanschreiben und -gespräche bekommen. Das hat mir sehr geholfen.“

Außerdem hast du im Rahmen der Förderung an einem regelmäßigen Coaching teilgenommen. Frau Dr. Quilitz, wie liefen diese Treffen ab?

Dr. Margit Quilitz: „Es gab Gruppen- und auch Einzelgespräche – mit dem Ziel, an die Stärken der Jugendlichen anzuknüpfen und sie für die Zukunft fit zu machen. Die Persönlichkeiten der Teilnehmenden waren aber so unterschiedlich, dass wir bestimmte Fragen nicht in der Gruppe besprechen konnten, sodass es im Endeffekt mehr Einzelgespräche wurden. Als ich Lene kennengelernt habe, hatte ich große Schwierigkeiten, mit ihr Termine zu vereinbaren, manchmal konnte sie nicht, manchmal wollte sie nicht – das hat sich erst geändert, als Lene ein Ziel hatte: Die Ausbildung zur Kosmetikerin im Schlosshotel Basthorst. Danach war sie ein ganz anderer Mensch.“

Von der Möglichkeit, diese Ausbildung im Schloss zu beginnen, hast du, Lene, auf einem der Future Camps erfahren. Warum hat das dein Interesse geweckt?

Lene: „Die ganzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hotel kamen so freundlich rüber, da dachte ich mir: Hier frage ich mal direkt nach, ob ich ein Praktikum und später eventuell eine Ausbildung machen kann.“

Frau Lux, Sie betreuen die Auszubildenden im Schloss Basthorst. Was war Ihr erster Eindruck, als Sie Lene während des Future Camps kennengelernt haben?

Anja Lux: „Lene ist mir positiv aufgefallen, weil sie Fragen gestellt hat und wirklich interessiert war. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Möglichkeit wirklich nutzen möchte.“

Lene, wie bist du dein Ziel dann konkret angegangen?

Lene: „Erstmal habe ich mich in der Schule richtig angestrengt, damit ich den Abschluss schaffe und die Ausbildung im Schloss beginnen kann. Außerdem habe ich ein freiwilliges Praktikum in den Ferien gemacht, um das Hotel kennenzulernen. Das war sehr schön: Ich wurde ganz freundlich aufgenommen und mir wurde alles gezeigt – mir hat es gleich von Anfang an gefallen.“

Danach hast du dich für die Ausbildung zur Kosmetikerin beworben?

Lene: „Genau, nach dem Praktikum haben wir abgesprochen, dass ich eine Bewerbung schreibe, was ich dann auch getan habe. Daraufhin wurde ich zum Probearbeiten eingeladen und schon eineinhalb Wochen danach stand fest, dass ich meine Ausbildung im Schloss machen darf.“

Frau Dr. Quilitz, was haben Sie gedacht, als Sie gehört haben, dass Lene tatsächlich den Ausbildungsplatz bekommen hat?

Dr. Margit Quilitz: „Ich habe mich einfach nur gefreut. Ich war beim ersten Gespräch in Basthorst dabei, habe sie beim freiwilligen Praktikum besucht, Lene und ich haben häufig telefoniert, ich war mit Frau Lux in Kontakt – das alles, weil es mir wichtig war. Umso größer war die Freude am Ende!“

Frau Lux, warum haben Sie sich für Lene entschieden? Welchen Einfluss hatte das freiwillige Praktikum auf die Entscheidung?

Anja Lux: „Ich habe viele Bewerbungsgespräche und man merkt, wenn jemand wirklich Interesse hat. Und das war bei Lene definitiv der Fall. Ein Praktikum stellen wir bei unseren Ausbildungen voran, um zu sehen, ob die Bewerberin oder der Bewerber gut in dem beruflichen Umfeld aufgehoben ist. Als Lene nach einer Woche gestrahlt hat und zufrieden war, hatten wir die Bestätigung, die wir brauchten.“

Mittlerweile ist Lene schon ein halbes Jahr bei Ihnen. Wie läuft die Ausbildung im Schloss Basthorst ab?

Anja Lux: „Es ist eine dreijährige, duale Ausbildung – Lene geht zur Berufsschule in Schwerin und ist einen großen Teil des Jahres bei uns im Betrieb, wo sie nach und nach die verschiedenen Bereiche kennenlernt. Sie ist seit dem Future Camp, wo wir uns das erste Mal getroffen haben, erwachsener geworden und äußerst zielstrebig, engagiert und zuverlässig.“

Das klingt ja super!

Lene: „Ja, es läuft richtig gut! Die Kolleginnen und Kollegen sind nett und ich darf auch schon viele Dinge machen. Die Arbeit mit Menschen gefällt mir sehr, aber auch, wenn ich an der Rezeption bin und E-Mails beantworte oder Telefonate führe. Mein Ziel ist jetzt, die Ausbildung zu beenden und später, wenn es gut läuft, den Schritt weiter in Richtung Visagistin zu gehen.“

Wir danken für das Interview!


Lene hat von 2016 bis 2019 bei Zeig, was Du kannst! in Schwerin teilgenommen.

Dr. Margit Quilitz ist seit 2016 Coachin bei Zeig, was Du kannst!

Anja Lux ist die Assistentin der Geschäftsleitung und Ausbildungsleiterin bei der Servaas Schlosshotel GmbH, Schloss Basthorst.

Zeig, was Du kannst! wird am Standort Schwerin von der Drosos Stiftung gefördert.

Mehr Informationen über Zeig, was Du kannst! gibt es hier: www.sdw.org/zeig-was-du-kannst

Foto Header: Dr. Margit Quilitz (l.) und Lene bei der Abschiedsveranstaltung von Zeig, was Du kannst! im Frühjahr 2019 in Ludwigslust, fotografiert von Uwe Sinnecker.

„Auch mit kleinen Dingen etwas bewirken“

Die sdw baut auf ehrenamtliches Engagement, u.a. bei verschiedenen Mentoring-Programmen. Ein Interview zu Erfolgsfaktoren und persönlichem Gewinn.

Rund 1.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich für die Stiftung der Deutschen Wirtschaft – in ganz unterschiedlichen Formen, als Vertrauensperson, Mentor/in, im Vorstand oder als Coach. Sie alle haben eines gemeinsam: Ihnen liegen Bildung und junge Menschen am Herzen. Sie haben nicht nur den eigenen Nutzen im Blick, sondern setzen sich mit ihrem Engagement auch für den sozialen Zusammenhalt ein. Und: Sie haben Freude daran, zu helfen, mit anderen in Kontakt zu treten und Gutes zu bewirken.

Dr. Julia Steinhausen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin verschiedener Mentoring-Programme für Doktorandinnen und Studentinnen an der Universität Paderborn, war selbst sechs Jahre lang ehrenamtliche Vertrauensperson im Schülerförderprogramm Studienkompass und hat Jugendliche auf ihrem Weg begleitet. Im Interview hat sie uns erzählt, was eine erfolgreiche Mentoring-Beziehung ausmacht und was man daraus für sich selbst mitnehmen kann.

Foto: Julia Steinhausen

Was ist das größte Erfolgsgeheimnis einer guten Mentoring-Beziehung?

Eine gute Basis ist gegeben, wenn sich Mentee und Mentor*in in der anderen Person in Teilen wiederfinden und Gemeinsamkeiten entdecken können. Dadurch entsteht Vertrauen, was essentiell für eine gewinnbringende Mentoring-Beziehung ist, in der individuelle Fragen und Erfahrungen besprochen werden sollen. Darüber hinaus finde ich wichtig, dass die Personen anfangs klar kommunizieren, was sie sich von der Mentoring-Beziehung erwarten und wie sie miteinander arbeiten möchten (z.B. dass man vereinbart, dass es nicht schlimm ist, wenn man für drei Monate „abgetaucht“ ist und sich danach wieder melden möchte). Im besten Fall entsteht eine win-win-Situation, in der beide Personen vom Mentoring profitieren.


Wie sollte man sowohl Mentor/innen als auch Mentees auf eine Mentoring-Beziehung vorbereiten? Wie kann man sie im Verlauf des Mentoring gut unterstützen?

Bei formalen Mentoring-Programmen finde ich eine koordinierende Stelle besonders hilfreich, die den Rahmen für das Mentoring absteckt und die Beteiligten bei der Vorbereitung und während der Mentoring-Beziehung begleitet, also die sich z.B. nach einiger Zeit zum Stand des Mentorings erkundigt, als neutrale Person bei Schwierigkeiten vermittelt oder Input gibt, wenn die Ideen für die Gesprächsinhalte ausgehen. Als Vorbereitung hilft es, sich in die Rolle des anderen zu versetzen und zu überlegen, was würde ich als Mentee/ als Mentor*in erwarten? Toll ist es, wenn sich ein Netzwerk ergibt, in dem sich Mentor/innen wie auch Mentees untereinander während des Mentoring über ihre Rolle und Erfahrungen austauschen können.


Beim Studienkompass sind die Mentorinnen und Mentoren ehrenamtlich tätig und betreuen eine ganze Gruppe an Jugendlichen. Welche besonderen Herausforderungen bringt das mit sich?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr herausfordernd ist, alle im Blick zu behalten und alle Interessen und Bedarfe unter einen Hut zu bekommen. Ebenfalls wichtig und herausfordernd zugleich ist es, einen Draht zu den Jugendlichen herzustellen und Vertrauen aufzubauen. Denn es sind erstmal einander fremde Menschen und die Jugendlichen müssen für sich zunächst prüfen können, ob der Mentor/die Mentorin sie versteht und unterstützen kann.


Wenn du an deine eigenen Erfahrungen als Vertrauensperson und Mentorin, insbesondere beim Studienkompass zurückdenkst, was konntest du daraus für dich selbst mitnehmen? Warum lohnt sich ein Engagement für die Jugendlichen?

Während meiner Zeit als Mentorin konnte ich sehr gut meinen eigenen Werdegang reflektieren und mit etwas Distanz authentische Tipps und Erfahrungen weitergeben, z.B. wie ich bestimmte Herausforderungen bewältigt habe. Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen hat mir das Gefühl gegeben nah am Puls der Zeit zu sein und zu sehen, was sie heutzutage bewegt. Es war schön zu sehen, wie man auch mit kleinen Dingen, wie einem offenen Ohr oder eine kurzen Nachfrage, etwas bewirken kann.


Foto Header: Gerd Scheffler/sdw

Gegen alle Widerstände

Nichtakademikerkind Robin Fischer überwand auf dem Weg an die Uni viele Hürden. Wenn alles gut läuft, macht der 23-Jährige bald seinen Master in Cambridge. Unterstützt hat ihn dabei unser Programm Studienkompass.

Interview: Marc Winkelmann

Robin Fischer, Sie studieren in Braunschweig Mathematik und Philosophie. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn bis zur zehnten Klasse waren Sie auf einer Realschule. Wurden Sie dort auf die Uni vorbereitet?

Nein. Überhaupt gab es außer einem Ankreuztest der Agentur für Arbeit, der einem fünf angeblich passende Berufe aufzeigen sollte, fast keine berufliche Orientierung. Ich bin dem Test zufolge übrigens vor allem als Holzfäller geeignet (lacht).

Wussten Sie, was Sie stattdessen werden wollten?

Ich habe mir damals über das, was nach der Schule kommt, kaum Gedanken gemacht. Ich war faul, habe den Unterricht geschwänzt und bin fast sitzengeblieben.

Hatten Ihre Eltern einen Wunsch für Sie?

Es wurde nie ausgesprochen, war aber klar, dass ich in dem Stahlunternehmen meines Großvaters, in dem auch mein Vater gearbeitet hat, eine Ausbildung machen wollte. Leider erkrankte mein Großvater 2008 sehr schwer, wodurch unsere Familie die Firma verlor. Das hat dazu geführt, dass ich mir in der Schule mehr Mühe gab.

Ihre Noten wurden besser, weil Sie etwas anderes erreichen wollten?

Sie sind regelrecht explodiert. In der neunten Klasse war ich Klassen- und in der zehnten Jahrgangsbester. Später las ich Bücher von Helmut Schmidt, Biografien von Nelson Mandela und Ghandi und „Homo Faber“ von Max Frisch.

Wie haben Ihre Eltern auf den Wandel reagiert?

Sie fanden es gut, dass meine rebellische Phase vorbei war. Meinen Wunsch, aufs Gymnasium zu gehen, verstanden sie aber nicht und konnten sich nicht vorstellen, dass ich da richtig wäre. Mit 17 bin ich dann ausgezogen.

Wohin sind Sie gegangen?

In den ersten Wochen habe ich bei Freunden auf der Couch übernachtet. Danach konnte ich bei einer Familie, bei der ich Nachhilfe gab, sechs Monate im Keller wohnen. Anschließend habe ich eine Art Hartz IV bekommen, eine Wohnung plus 200 Euro. Das nannte sich Schüler-BAföG.

Es ist kaum möglich, von 200 Euro zu leben.

Während der Abizeit hatte ich deshalb noch einen zweiten Nebenjob. Am Wochenende war ich nachts Sicherheitsmann in einem Kaufhaus.

War Ihnen klar, welche Hilfen Sie bei welchem Amt beantragen konnten?

Das war mir nicht klar, und die Bürokratie in Deutschland macht es einem auch schwer. Ich war sehr auf mich gestellt. Ich wusste nicht mal, wie man Reis kocht oder Klamotten wäscht, geschweige denn, wie ich die 40-seitigen Anträge ausfüllen muss, in denen nach meinem Bar- und Kapitalvermögen gefragt wurde. Zum Glück hatte ich die Telefonnummer meiner Mentorin beim Studienkompass. Sie war die erste Person, die ich nach dem Krach zu Hause angerufen habe.

Wie sind Sie zum Studienkompass gekommen?

In der elften Klasse des Gymnasiums drückte mir meine damalige Klassenlehrerin einen Flyer des Programms in die Hand und empfahl mir, mich zu bewerben, weil es Menschen unterstützt, die aus ihrer Familie die ersten sind, die studieren wollen. Mir war vorher nicht bewusst, dass es nur sehr wenige Arbeiterkinder an die Universität schaffen. Der Studienkompass hat mich drei Jahre lang bei dem Übergang zum Studium beraten und mit anderen Schüler/innen, die in einer ähnlichen Situation waren wie ich, zusammengebracht. Das war sehr ermutigend für mich. Die Workshops haben mir geholfen, weil zum ersten Mal die richtigen Fragen gestellt wurden.

Welche Fragen waren das?

Ich erinnere mich an ein Wochenende, an dem es um die Frage „Wer bin ich?“ ging und wir in der Runde über Jobs sprachen, die uns Spaß machen könnten. Weil Volkswagen in Braunschweig sehr präsent ist und viele Freunde dort arbeiten wollten, kam auch mir das zuerst in den Sinn. Da verdient man gutes Geld und die Anstellung ist sicher, so dachte ich. Später auf meinem Zimmer merkte ich, dass das überhaupt nicht zu mir passt.

Ihre Studienkompass-Mentorin hat sie später auf ein Stipendium der Stiftung für Studienreisen hingewiesen und Sie sind in den Sommerferien nach Spanien gefahren. Warum?

In der Schule lief es zu dieser Zeit nicht, ich bekam nur Dreien und Vieren, ich ging auf Distanz zu meinen Freunden und wusste nicht weiter. Da erzählte sie mir von der Chance, 600 Euro für einen Monat zu bekommen. Ich denke, das ist gerade das Richtige für dich, sagte sie.

Bei der Bewerbung muss man vorab angeben, was man auf seiner Reise herausfinden will. Mit welchem Ziel sind Sie losgefahren?

Ich wollte in einem andalusischen Schweigekloster, einem Zisterzienserorden, erfahren, was man braucht, um glücklich zu sein. Ich war der Erste außerhalb des Klosters, der aufgenommen wurde. Es wäre naiv zu sagen, dass ich meinen Frieden gefunden habe. Die Anfangszeit war hart, ich war nicht mal in der Lage, zehn Minuten am Stück still zu sitzen. Aber ich bin ruhiger rausgekommen als ich reingegangen war.

Der Alltag im Kloster besteht aus Beten und Arbeiten für die Gemeinschaft. Welche Aufgabe hatten Sie?

Ich musste die Wäsche eines Krankenhauses in Cordoba waschen und zusammenlegen. Das hat mich richtig geschockt. Das erste Bettlaken, das ich aus dem Korb zog, war voller Blut und anderer Flecke. Ich denke heute noch manchmal daran, wie dieses Laken aussah.

Und in der Freizeit? Man kann ja nicht einfach den Fernseher anschalten oder im Netz mit Freunden chatten.

Das ist beides verboten. Gegen die Langeweile hatte ich einen alten MP3-Player mit vielen Songs mit. Dachte ich zumindest. Tatsächlich waren nur zwei abgespeichert. Einer davon: „Losing My Religion“ von R.E.M. Ich habe vor allem Tagebuch geführt und alle Fragen aus der Vergangenheit und zu meiner Zukunft aufgeschrieben. Es kam sehr viel hoch.

Durften Sie sich mit den Mönchen unterhalten?

Nach neun Tagen durchgehendem Schweigen stand Padre José am Tor und bedeutete mit seinem Kopf, dass ich ihm nach draußen folgen sollte. Wir sind zwei Stunden um das angrenzende Orangenfeld gegangen und dort konnte ich ihm alle Fragen stellen. Meine erste lautete: „Was macht Dich glücklich?“ Letztlich durfte ich mit sieben Mönchen sprechen.

Käme ein Leben im Kloster für Sie infrage?

Die Mönche haben den Grundsatz, dass man freier handeln kann, wenn man sich einschränkt. Ich habe viel darüber nachgedacht und kann das zum Teil nachvollziehen. Der Gedanke an meine Familie, Freunde und ein Leben in Freiheit ist mir aber weitaus wichtiger.

Nach Ihrer Reise haben Sie in einem 20-seitigen Aufsatz die Lebenswege der Mönche porträtiert und mit dem Text den Jean-Walter-Preis gewonnen. Die Verleihung fand im Schloss Salem statt, einem Internat für Schüler/innen mit sehr wohlhabenden Eltern. Größer hätte der Unterschied zu Ihrer Zeit im Kloster nicht sein können, oder?

Die Schüler*innen trugen Uniformen und ich habe zum ersten Mal ein Drei-Gänge-Menü gegessen. Ich wusste gar nicht, wie ich mit den ganzen Gabeln, Messern und Löffeln umgehen muss. Das Beste war aber etwas anderes.

Was denn?

Ich bekam 15 Minuten für eine Rede. Ich durfte in Salem also erzählen, wie das Leben ohne Konsum im Schweigekloster abläuft. Vor allen versammelten Gönner*innen der Schule.

Hat Ihnen der Besuch in Salem noch mal verdeutlicht, wie groß die Unterschiede im deutschen Bildungssystem sind?

Ich empfinde es nicht als ungerecht, dass es Menschen gibt, die sich keine Gedanken darüber machen müssen, ob sie ihre Miete im nächsten Monat zahlen können und welche Schule oder Uni sie besuchen. Andererseits trage ich diese Debatten inzwischen schon lange aus und häufig kommen von Wohlhabenderen die gleichen Argumente. Eins davon: Warum müssen Erstakademiker/innen besonders gefördert werden? Was erhofft man sich davon? Viele wissen nicht, dass nur wenige den Bildungsaufstieg schaffen und die soziale Herkunft entscheidend ist.

Studien kommen immer wieder zu diesem Schluss – an welchen Stellen spüren Sie das im Alltag?

Ich sehe vor allem die Verbindung zwischen BAföG und Wohnraum kritisch. Das ist ungerecht geregelt. Der derzeitige BAföG-Höchstsatz beträgt 672 Euro. Allein in Braunschweig, wo ich lebe, kostet eine günstige Einzimmerwohnung aber 350 Euro. Und von den restlichen 322 Euro muss man Bücher, Strom, Wasser, das Essen in der Mensa und alle anderen Ausgaben bezahlen.

Wie sieht es im Wohnheim aus: Können Studierende da günstiger leben?

Auch das ist ein Problem. Das BAföG wird nur verlängert, wenn man im vierten Semester 90 Leistungspunkte nachweisen kann. Nun gibt es aber Studiengänge, vor allem naturwissenschaftliche, bei denen es sehr schwer ist, so früh schon so viele Punkte zu erreichen. Und da Plätze im Wohnheim nur für jeweils zwei Jahre bewilligt werden, kann es passieren, dass man auf einen Schlag seine Ansprüche aufs BAföG und sein Zimmer verliert und vor dem Nichts steht.

BAföG-Empfänger/innen dürfen nur einmal den Studiengang wechseln. Setzt Sie das zusätzlich unter Druck?

Ja, denn spätestens die zweite Fächerwahl muss sitzen. Dabei sollte man als junger Mensch die Freiheit bekommen, sich ausprobieren zu können. Aber das geht nicht, wenn man auf Stipendien und Kredite angewiesen ist. Das ist für mich eine der größten Fragen: Wie finde ich einen Job, der mir finanzielle Stabilität verspricht? Irgendwann möchte ich in der Lage sein, mir keine Gedanken darüber machen zu müssen, ob ich den billigsten Käse für 1,29 oder den für 2,99 Euro nehme.

Im vergangenen Sommer haben Sie – wieder mit einem Stipendium – in Cambridge an einer Summer School zum Thema „Zukunft“ teilgenommen, bei der es um Fragen zur Umwelt und zum Klimawandel ging. Auch dort müssen die Unterschiede gravierend gewesen sein, Cambridge gehört zu den renommiertesten und teuersten Schulen.

Bei dieser Reise ist mir aufgefallen, wie leicht gewisse Dinge vorausgesetzt werden. Für meine Cambridge-Bewerbung musste ich ein C1-Niveau der englischen Sprache nachweisen. Was einem keiner sagt, ist, dass der sogenannte Toefl-Test 150 Euro kostet und das Buch für die Vorbereitung weitere 110 Euro. Dafür muss ich länger sparen. Das gilt auch für andere sogenannte Soft Skills.

Wie meinen Sie das?

Auf dem Gymnasium waren fünf Schüler/innen in meiner Klasse, die ganz selbstverständlich für längere Zeit im Ausland waren. Ich habe noch nicht mal einen Urlaub machen können, weil das Geld fehlte. Die Bücher, die andere gelesen haben, kannte ich nicht. Die Kleidung, die man tragen sollte, konnte ich mir ebenfalls nicht leisten. Und die Rhetorik, die einem in Gesprächen hilft, beherrschte ich ebenfalls nicht. Das muss ich alles nachholen, wenn ich eine Chance haben will.

Gleichen sich solche Unterschiede mit der Zeit aus oder sind die immer noch spürbar?

In Cambridge kam ich mir häufig ausgeschlossen vor. Wenn alle anderen in einem Club gefeiert haben, durfte ich nicht rein, weil ich keinen Bürgen hatte und keinen Clubpulli besaß. Negative Erfahrungen habe ich auch in Deutschland gemacht. Wenn mich Kommiliton/innen nach meinen Eltern fragten, haben sie mir anschließend die kalte Schulter gezeigt. In den ersten zwei Jahren an der Uni fühlte es sich an, als ob ich eine andere Welt betrat.

Sind an der Uni keine neuen Freundschaften entstanden?

Ich habe schon so viele Ebenen durchlaufen, trotzdem sind meine besten Freunde immer noch die Kumpels aus der Realschule. Ich will dennoch versuchen, noch mal nach Cambridge zu gehen.

Um dort einen Master zu machen?

Es wäre überheblich zu sagen, dass es klappt, auch weil es sehr teuer und anspruchsvoll ist. Aber im Sommer habe ich einen Professor kennengelernt, der mir eine Empfehlung schreibt und mein Stipendium deckt die Hälfte der Kosten ab. Die andere Hälfte versuche ich, durch Jobs zu finanzieren. Es wäre eine Riesenauszeichnung. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass man als Realschüler seinen Master in Cambridge macht?

Was würden Ihre Eltern dazu sagen?

Für sie ist das immer noch eine Blackbox. Aber es war die richtige Entscheidung, trotz aller Hürden. Ich merke, dass ich glücklich bin mit dem, was ich jetzt mache. Der Studienkompass war eine entscheidende Hilfe – dort habe ich gelernt, meine Talente zu entdecken und an mich zu glauben.

Der Studienkompass

Unabhängig von der sozialen Herkunft sollte jeder Mensch die Möglichkeit haben, seine Talente zu entdecken und zu nutzen. Studien belegen jedoch, dass Kinder aus Familien ohne akademischen Hintergrund deutlich seltener studieren als Kinder aus Akademikerhaushalten. Der Studienkompass, eine Gemeinschaftsinitiative der Accenture-Stiftung, der Deutsche Bank Stiftung und der sdw sowie vieler weiterer Partner, fördert Jugendliche, die darüber nachdenken, als Erste in ihrer Familie zu studieren.

Fotos: Frank Schinski/sdw

Dr. Heiner Feldhaus im Gespräch über 25 Jahre sdw und 20 Jahre sdw Alumni e. V.

Dr. Heiner Feldhaus war während seines Jurastudiums Stipendiat des Studienförderwerks Klaus Murmann, seit 2018 engagiert er sich als Vorstandsvorsitzender des sdw Alumni e. V. und als Mitglied des sdw-Kuratoriums. Zudem ist er Gründungspartner der Münchner Sozietät Gütt Olk Feldhaus, die spezialisiert auf Wirtschafts- und Unternehmensrecht ist.

Im Interview anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der sdw und des 20-jährigen Bestehens des sdw Alumni-Vereins erzählt er, was sdw-Stipendiat/innen auszeichnet und wie er sich die zukünftige Zusammenarbeit von Verein und Stiftung vorstellt.

Das Video-Interview gibt es auf YouTube.

Foto Header: Anna Drabinski/sdw

Bildung ist unsere wichtigste Ressource

Dr. Gerhard F. Braun, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) und Vizepräsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)

Die Arbeitgeber wissen: Unsere wichtigste Ressource – individuell, ökonomisch und sozial – ist Bildung. Wir brauchen darum ein effizientes, leistungsorientiertes Bildungssystem, das nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Verantwortungsbereitschaft fördert. Es muss junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung hin zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern wirkungsvoll unterstützen. Ebenso gilt: Gute Bildungspolitik ist die wirksamste und nachhaltigste Sozialpolitik. Nichts schützt besser vor Arbeitslosigkeit und nichts fördert gesellschaftliche Teilhabe besser als eine abgeschlossene betriebliche oder hochschulische Ausbildung. Diese beiden Prämissen sind die Grundlage unseres Engagements im Bildungsbereich.

Als die Arbeitgeber vor 25 Jahren die Stiftung der Deutschen Wirtschaft ins Leben gerufen haben, waren es bereits damals diese Kerngedanken, die uns geleitet haben: Selbstständigkeit, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft. Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung standen und stehen bei allen Programmen im Vordergrund. Wir möchten junge Menschen nicht nur dabei unterstützen, ihren Weg zu gehen, sondern sie auch befähigen, für sich und für die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Weit mehr als 10.000 Geförderte zeigen, dass uns dieses gelungen ist. Viele von ihnen sind heute selbst Unternehmerinnen und Unternehmer oder nehmen wichtige Führungspositionen in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Ihren Gemeinsinn haben sie sich behalten. Sie engagieren sich weiterhin für die sdw und die nachfolgenden Generationen von Geförderten oder in zahlreichen weiteren, wichtigen Feldern unserer Gesellschaft.

Die sdw ist damit ein bedeutender Pfeiler des bildungspolitischen Engagements der Arbeitgeber. Bei der Stiftungsarbeit und bei all unseren weiteren Aktivitäten sind uns folgende Punkte besonders wichtig:

  • Berufliche Bildung und akademische Bildung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Als Wirtschaftsstandort brauchen wir gut qualifizierte, fleißige, kreative und motivierte Absolventinnen und Absolventen aus beiden Bereichen. Wir brauchen ein strukturell und sozial durchlässiges Bildungssystem, das individuell fördert und möglichst jeder und jedem die Chance zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und individuellen Talente bietet.
  • Jede Schulform muss so fördern, dass möglichst alle Jugendlichen zu einem Abschluss und zur Ausbildungs- oder Studienreife gelangen. Zu einer umfassenden schulischen Allgemeinbildung gehören auch ökonomische Bildung und MINT-Bildung einschließlich digitaler Informations- und Medienkompetenz. Das Angebot an Ganztagsschulen muss deutlich ausgebaut werden.
  • Die duale Ausbildung ist ein Grundpfeiler für die Stärke der deutschen Wirtschaft. Sie bietet jungen Menschen mit und ohne Abitur vielfältige Entwicklungschancen und Karrieremöglichkeiten bis hin zur Unternehmensführung. Die Berufsschulen sind dabei eine unverzichtbare Säule im System der dualen Ausbildung und für die Betriebe wichtige Partner.
Foto: Gerhard F. Benz

In allen diesen Bereichen haben die Arbeitgeber in den letzten 25 Jahren ihr Engagement deutlich ausgebaut – durch konkrete Unterstützung vor Ort, durch Initiativen, Projekte und Auszeichnung von Bildungseinrichtungen. Die Wirtschaft investiert jährlich mehr als 60 Mrd. Euro in die Bildung – mehr als das Dreifache des BMBF-Haushaltes. Einen deutlich höheren Stellenwert als noch vor 25 Jahren hat die frühkindliche Bildung. Von ihrer Qualität hängt entscheidend die Qualität des gesamten Bildungssystems ab. Deswegen setzen wir hier auch mit der sdw an: Im Rahmen unserer Begabtenförderung unterstützen wir seit dem letzten Jahr erstmals Studierende der Kindheitspädagogik, die sich für eine chancengerechte Kita einsetzen möchten.

Zukünftig werden uns als Arbeitgeber vor allem zwei Bildungsthemen besonders intensiv beschäftigen:

  • Digitale und soziale Kompetenzen bekommen eine zunehmend zentrale Bedeutung für die Beschäftigungsfähigkeit. Sie rücken mit der Digitalisierung in den Mittelpunkt – unabhängig von Branche, Tätigkeit oder Hierarchiestufe. Alle Bildungsbereiche müssen daher digitale Kompetenzen stärken und weiterentwickeln.
  • Lebenslanges Lernen muss in der Arbeitswelt 4.0 für jede und jeden noch mehr zur Normalität werden. Voraussetzung hierfür sind flexible praxisnahe Weiterbildungsangebote.

Als Arbeitgeber werden wir uns auch auf diesen Gebieten weiterhin stark engagieren – im Rahmen der sdw und der vielen weiteren Projekte und Initiativen. Deshalb blicke ich optimistisch in die Zukunft, in der sich Bildung und bildungspolitisches Engagement vermutlich weiter verändern werden, in der aber unsere Leitgedanken von Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Verantwortungsbereitschaft weiter wichtig bleiben. Denn auch in 25 Jahren und darüber hinaus wird Bildung unsere wichtigste Ressource sein.

Foto Header: Thomas Hörner/sdw

Das digitale Klassenzimmer

Ein Schlaglicht von Schulleiterin Petra Bäumer über digitale Lernwerkzeuge in der Schule.

Ein individualisierter Unterricht und die persönliche Förderung von Schulkindern gehören derzeit zu den zentralen Erwartungen an Schulen und Lehrer/innen. Warum sind die Abkehr vom Frontalunterricht und eine individuelle Unterstützung jedes einzelnen so wichtig geworden? 

Zu einem guten Teil liegt das daran, dass die Schülerschaft heterogener geworden ist – insbesondere durch Inklusion und Zuwanderung, so wie an meiner Grundschule in Hamburg-Wandsbek. Unter unseren 270 Schüler/innen sind leistungsstarke Kinder ebenso wie verhaltensauffällige und welche mit Behinderungen; in Hamburg bedeutet Inklusion, dass jede Schule eine Inklusionsschule ist. Zudem ist heute auf breiter Basis klar, dass sich Unterricht nicht länger an einem imaginären Durchschnitt orientieren kann. Der Anspruch lautet also: Jedes Kind soll einen Lernzuwachs erreichen. Das gelingt aber nur, wenn sich der Unterricht dem Kind anpasst – und nicht umgekehrt.

Hier kommt die Digitalisierung ins Spiel. In einem digitalen Klassenzimmer sind die Schüler/innen mit ihren Lehrer/innen in einer Cloud, also einem Speicher- und Rechenplatz im Internet, verbunden. Die Unterrichtenden können jederzeit sehen, was und mit welchen Ergebnissen sie arbeiten. Lehrer/innen gibt das die Möglichkeit, den Lernstand jedes Einzelnen schnell und eindeutig zu erkennen und darauf zu reagieren. Das ist ein großer Vorteil, denn individuelle Förderung gelingt nur, wenn man Lernprozesse genau beobachtet und gegebenenfalls intensiviert. Digitale Medien – insbesondere Tablets – bieten hierfür breite Möglichkeiten, sprich: verschiedenste Apps, die Schüler/innen ansprechen und zum Lernen anregen. Das eigene Lernen selbst steuern zu können, ist hierbei gleichzeitig Voraussetzung und Ergebnis.

Zu digitalen Lernwerkzeugen hört man unterschiedliche Stimmen. Viele Lehrer/innen loben etwa einen „digitalen Lernpass“: Verteilten sie bislang einen Hefter mit Förderaufgaben, wenn ein Kind bei einem bestimmten Thema Probleme hatte, mussten sie hoffen, dass es die Zusatzaufgaben wirklich bearbeiten würde. Bekommen die Schüler/innen solche Extra-Arbeit auf dem Tablet zugeteilt, sehen sie sofort, was sie richtig und falsch machen und können das reflektieren. Auch ihr Lehrer oder ihre Lehrerin weiß Bescheid, ob sie sich drangesetzt haben – und mit welchem Ergebnis. Lässt man Schüler/innen zu Wort kommen, sprechen sie ebenfalls häufig von den positiven Aspekten, einem größeren Lernspaß etwa.

Größere Transparenz des Unterrichts

Aber natürlich bedeuten der Einsatz von Tablets oder digitalen Tafeln – so genannten interaktiven White Boards – nicht automatisch eine Verbesserung der Unterrichtsqualität. Es gibt auch Lehrer/innen, die klagen, dass sie ihre Schüler/innen vor dem Tablet ständig zur Ruhe ermahnen müssten – und dass sie das Gerät heimlich zum Chatten oder Spielen nutzten. Positive Effekte stellen sie nicht fest. Um diese Erfahrungen richtig einzuordnen, muss man sich allerdings genau ansehen, wie Lehrer/innen digitale Medien im Unterricht einsetzen. Meine Erfahrung ist: Werden sie als bloßer Papierersatz betrachtet, ist eine positive Veränderung kaum messbar – arbeiten die Schüler/innen mit geeigneten Lern-Apps und Präsentationsprogrammen, hingegen schon.

Digitale Medien sind ein Werkzeug. Eines, mit dessen Hilfe sich Lernaufgaben, Unterrichtsvorbereitung und -entwicklung ganz neu gestalten lassen. Dann entsteht ein Mehrwert für den Unterricht – und für jeden Einzelnen. Aber das gelingt nur, wenn Lehrer/innen diesen Mehrwert erkennen und ihren Unterricht an die unterschiedlichen Kompetenzen und Lernniveaus ihrer Schüler/innen angepasst haben. Die Digitalisierung erleichtert dann beiden Seiten die Arbeit. Natürlich hat die Transparenz auch für die Lehrenden Folgen: Ihre Unterrichtsgestaltung wird sichtbar –  für Schüler/innen, Eltern und Kolleg/innen.

In Hamburg sollen alle Schulen in den nächsten fünf Jahren auf einen neuen Stand der Technik gebracht werden. Ziel sind digitale Präsentationssysteme in jedem Klassenraum sowie Tablets im Verhältnis 1:4 an Grundschulen und 1:5 an weiterführenden Schulen. Die Bedingung für den Einsatz der mobilen Endgeräte ist ein stabiles WLAN in den Klassen – und das ist derzeit in Hamburger Schulen eher die Ausnahme. Ein Teil des Geldes aus dem so genannten „Digitalpakt“ fließt also erst einmal in den Aufbau der nötigen Infrastruktur. Ein weiteres großes Thema ist der IT-Support. An unserer Schule stehen jeder Klasse mehrere Standrechner zur Verfügung. Die Wartung dieser Geräte ist allerdings aufwändig und teuer. Bei uns macht das ein Lehrer außerhalb seiner Unterrichtszeit, was kein Dauerzustand sein darf. Ist bei uns einmal flächendeckend Wlan installiert, können wir Tablets anschaffen, die sich wiederum mit weniger Aufwand aus der Ferne warten lassen. Um hier effektiver zu sein, schließen wir uns zudem gerade mit anderen Schulen zusammen und planen, einen externen Dienstleister zu beauftragen.

Dass jeder Schüler und jede Schülerin ein eigenes Tablet bekommt, sehe ich in einiger Ferne. Deshalb werden bisher folgende Modelle praktiziert: „Bring your own device“ – die Schüler nutzen ihr privates Smartphone im Unterricht. Oder die „Pool-Lösung“ – eine Schule schafft eine bestimmte Zahl von Tablets an und die Lehrer/innen sprechen sich untereinander ab, wer sie wann nutzt.

Schule muss Datenschutz vorleben

Auch die Frage nach dem Schutz von Daten gehört zu dem großen Thema. Wie gehen wir mit unseren und den Daten Dritter um? Im Alltag werden Soziale Netzwerke und Messenger-Dienste wie selbstverständlich genutzt. Aber in der Schule funktioniert das nicht, da greifen die Persönlichkeitsrechte. Für die meisten Kinder und Eltern sind diese Regelungen Neuland. Hier sehe ich einen zentralen Bildungsauftrag der Schulen. Wir haben die große Chance, zu sensibilisieren – und einen guten Datenschutz vorzuleben.

Zudem halte ich es für wichtig, dass sich Schulen ein digitales Leitbild geben. Das sollte kein starres Dokument sein, das, einmal aufgeschrieben, unveränderbar ist. Vielmehr geht es um eine Benutzerordnung, die immer wieder diskutiert wird und erstens die digitalen Chancen, die sich aus den Apps und Programmen bieten, mit dem Curriculum verknüpft und sich zweitens Grundfragen annimmt: Wo und wie lernen Kinder Basics wie eine Textverarbeitung? Braucht man dafür noch eine Tastatur – oder hat die künftig keinen Wert mehr? Werden alle Lehrenden in diesen Prozess eingebunden, bietet das auch die Möglichkeit, die Vorsichtigen und die Skeptiker, die es natürlich gibt, von den Vorteilen zu überzeugen. Mit dem digitalen Klassenzimmer kann man viel erreichen. Es müssen aber alle mitmachen können.

Die Autorin

Foto: privat

Petra Bäumer leitet die Schule am Eichtalpark in Hamburg. Sie hat einen Master in Schulmanagement und Qualitätsentwicklung und ist freiberufliche Beraterin für IT-gestützte Stundenplanerstellung. Ihre Grundschule gehörte zu den ersten, die an Vivo – Bildung von Grund auf! teilgenommen. Das Programm der sdw unterstützt Schüler/innen am Übergang in die Sekundarstufe I. 

Foto Header: Kristina Malis/sdw

Kompetenzen entwickeln, um den eigenen Weg zu gehen

Es gibt Vieles, das Jugendliche zum Ende der Schulzeit hin beschäftigt. Neben all den Themen, die zum Erwachsenwerden dazu gehören, ist auch eine Frage ganz zentral: Wie geht es nach der Schule eigentlich weiter?

Seit vielen Jahren entwickelt die sdw Programme und Konzepte, um Jugendliche beim Übergang von der Schule in die Ausbildung oder das Studium optimal zu begleiten. Diese langjährigen Erfahrungen und Methoden bringen wir aktuell im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit bundesweit in die gymnasiale Oberstufe ein (mehr zum Projekt). Mit Unterrichtsmaterialien, die länderspezifisch angepasst werden, sollen Lehrkräfte und Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agenturen für Arbeit noch besser gemeinsam den Orientierungsprozess der Jugendlichen begleiten. Um eine möglichst große Praxisnähe zu erreichen, sind beim Entstehungsprozess der Handbücher immer Lehrkräfte und Berufsberater/innen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit und der Kultusministerien eng beteiligt. In Schleswig-Holstein waren Martina Zander seitens der Regionaldirektion Nord und Dr. Gunnar Meyer auf Seiten des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur dabei. Anlässlich der offiziellen Vorstellung des Handbuches in Kiel haben wir mit den beiden über die Bedeutung des Themas und die Arbeit der letzten Monate gesprochen.

Fotos: Axel Nickolaus / sdw

Berufliche Orientierung in der Sekundarstufe II war viele Jahrzehnte lang nur sehr klein im Lehrplan geschrieben. Warum ist es so wichtig, dass es hier mittlerweile viele Veränderungen gibt?

Dr. Gunnar Meyer: Dass es bislang versteckt war, muss ich natürlich bestreiten. Wir haben in Schleswig-Holstein tatsächlich für die Gymnasien 2008 ein landesweites Konzept auf den Markt gebracht, das auch für die Oberstufe dezidiert Schwerpunkte gesetzt hat. Es ist also keine Brache, die wir bespielen. Trotzdem gibt es aber gute Gründe dafür, jetzt noch mehr zu machen. Die Quote der Abiturientinnen und Abiturienten hat sich in den letzten zehn Jahren von etwas über 30 auf etwas über 40 Prozent erhöht. Deutlich mehr junge Menschen machen Abitur und stehen auch einer deutlich größeren Auswahl an (Aus-)Bildungswegen gegenüber. In Folge des Bologna-Prozesses hat sich die Zahl der Ausbildungsmöglichkeiten, vor allem der Studiengänge, derartig vervielfacht, dass kein Mensch so einfach den Überblick behalten kann. Eine Prozesskompetenz, also eine Anleitung, wie ich mich in diesem Dschungel orientieren kann, ist deswegen unbedingt erforderlich – auch, um die hohen Abbruchquoten zu senken. Das sind schon mal einige Punkte, die plausibel machen, warum wir heute mehr machen müssen als vor zehn Jahren notwendig gewesen ist.

Martina Zander: Ich kann das nur unterstützen. Im Zuge von demografischer Entwicklung, zunehmender Digitalisierung und einer enorm hohen Anzahl von möglichen Ausbildungsberufen und möglichen Studiengängen, ist es natürlich ganz wichtig für junge Menschen für sich zu identifizieren, was der richtige Weg sein könnte. Das gilt insbesondere auch für die Sekundarstufe II. Das Handbuch bietet eine gute Gelegenheit, die Gedanken der jungen Menschen hierzu in die richtigen Bahnen zu lenken. Das brauchen wir ganz dringend.

Sie stehen für die Institutionen und Beteiligten, die mit dem Handbuch noch besser zusammenarbeiten sollen – nämlich die Lehrkräfte und die Berufsberater/innen. Wo lagen bislang die Hürden, was könnte durch die Materialien jetzt besser werden?

Martina Zander: Wir haben sicherlich das Problem, dass wir mitunter gar nicht unmittelbar in Kontakt miteinander treten – oder noch zu wenig. Jede Form von Austausch ist an der Stelle  vorteilhaft. Die Lehrkraft betreut die Schülerinnen und Schüler dort, wo sie sich sowieso jeden Tag aufhalten. Die Beratungsfachkraft bringt das fachliche Know-how mit ein. Dieser Austausch ist im Sinne des Jugendlichen vorteilhaft. Wenn dann noch weitere Netzwerkpartner dazu treten, die auch Wertvolles dazu beitragen können, dann ergibt sich ein rundes Bild für den jungen Menschen.

Dr. Gunnar Meyer: Berufliche Orientierung ist ja im Wesentlichen ein Prozess des jungen Menschen selbst. Wir können das nur von außen anstoßen und zwar von zwei Seiten. Wenn die Impulse, die wir geben können, um diesen Prozess voranzutreiben, aufeinander abgestimmt sind, dann ist die Chance, dass tatsächlich etwas bewegt wird, größer.

Fotos: Axel Nickolaus / sdw

Wie sehen Sie ganz konkret die Rolle der Lehrkraft und der Berufsberaterin oder des Berufsberaters im Orientierungsprozess der Jugendlichen? Was ist für Sie das Wichtigste, was die Lehrkräfte bzw. die Beratungskräfte zu diesem Prozess beitragen können?

Dr. Gunnar Meyer: Um es ganz holzschnittartig darzustellen: Die Lehrkräfte kennen die jungen Menschen am besten, weil sie sehr viel Kontakt zu ihnen haben. Die Beratungsfachkräfte wissen hingegen genau, welche Optionen den jungen Menschen offen stehen. Das beides muss sich sinnvoll ergänzen. Es soll ja eine individuelle Begleitung dabei herauskommen. Dafür muss die Persönlichkeit der Schüler/innen im Mittelpunkt stehen Sie sollen strukturierte Einblicke in für sie passende Optionen erhalten.

Martina Zander: Die Lehrkräfte an der Schule haben ja ganz andere Möglichkeiten, die Schüler/innen bei der Entfaltung ihrer Fähigkeiten und Interessen zu unterstützen. Dabei lernen sie die Jugendlichen automatisch ein Stück weit kennen – auch ihr soziales Umfeld. Wenn man als Lehrkraft das Handbuch nutzt und die strukturierte Berufsorientierung anstößt, dann kann man das fachliche Know-how über die Möglichkeiten von Ausbildung und Studium sehr gut über die Berufsberaterinnen und -berater dazu holen. Wir sind jetzt mit der lebensbegleitenden Berufsberatung noch stärker an den Schulen präsent, das heißt, dieser Austausch kann jetzt unmittelbarer stattfinden. Insofern verknüpfen sich beide Seiten sehr gut.

Sie haben beide in den letzten Monaten intensiv an der Entstehung des Handbuchs mitgearbeitet, das Sie nun in den Händen halten. Worüber freuen Sie sich am meisten, wenn Sie auf das Ergebnis schauen?

Martina Zander: Aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit ist das Thema Berufsorientierung natürlich immer schon sehr präsent und sehr wichtig und bedeutend. Ich finde es wunderbar, dass jetzt auch das Land deutliche Signale gesendet hat und sagt: „Uns ist das Thema auch enorm wichtig! Wir wollen das platzieren und wir wollen auch den Rahmen bieten, um das Thema  wirklich zu leben.“ Das zeigen ja ganz viele Indizien, z. B. die Anzahl von zehn Handbüchern pro Schule, die ermöglicht wurden. Oder diese heutige große Veranstaltung, auf die noch umfängliche Implementierungsveranstaltungen nachfolgen werden. Und es ist ein Zeit- und Personalkontingent geplant – das alles sind Punkte, die uns gut gefallen! Im zukünftigen Landeskonzept Berufsorientierung werden darüber hinaus auch noch mehr Struktur, mehr Handlungsorientierung und auch mehr Flächenangebote platziert werden. Diese Entwicklungen gefallen uns natürlich sehr.

Dr. Gunnar Meyer: Mich freut tatsächlich am meisten das Timing. Ein gutes Materialangebot ist das eine, aber man braucht dafür natürlich auch eine plausible Nutzungsmöglichkeit. Dass wir diese in der Oberstufe von Gymnasien und Gemeinschaftsschulen künftig haben werden, das passt sehr gut zusammen und erleichtert es sicher. Zeitressource und Materialangebot zusammen sind gute Voraussetzungen dafür, dass Lehrkräfte damit dann auch etwas anfangen können.

Fotos: Axel Nickolaus / sdw

„Wir brauchen Gestalter und Vorbilder“

Alumni des Studienkollegs diskutieren über Leadership an Schulen.

Wie leitet man heute eine Schule? Professorin Christin Tellisch von der Hochschule für angewandte Pädagogik in Berlin und Juniorprofessor Karim Fereidooni von der Ruhr-Uni Bochum, beide Alumni unseres Studienkollegs in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung, über neue Kompetenzen, individuelle Haltung sowie Praxis- und Theorieanteile in der Ausbildung.

Interview: Marc Winkelmann

Frau Tellisch, Herr Fereidooni, wer von Führung spricht, meint häufig Unternehmen, Sportmannschaften oder das Militär. An die Schule denkt man erstmal nicht. Warum nicht?

Christin Tellisch: Ich finde nicht, dass der Leadership-Begriff nur an andere Bereiche gekoppelt ist. Vielleicht ist er im Schulsektor weniger präsent, aber er ist sehr relevant.

Karim Fereidooni: Die landläufige Annahme, dass Führung in der Bildung keine Rolle spielt, kommt vielleicht von dem falschen Glauben, dass Schule ein starrer Apparat mit verbeamteten Personen ist, die sich nicht leiten lassen. Aber Führung ist auch in der Schule gefragt – muss nur anders ablaufen als in der privaten Wirtschaft, weil Bildung ein öffentliches Gut ist und Schulen, zumindest staatliche, nicht profitorientiert sein sollten.

Karim Fereidooni, Foto: RUB, Marquard

Was muss eine Schulleitung denn heute können?

Fereidooni: Die Ansprüche an Schulleitungen sind gestiegen. Sie sollten die Mitbeteiligung der übrigen Lehrkräfte an den Leitungsaufgaben moderieren und Verantwortung delegieren können sowie Interesse daran haben, was im Unterricht geschieht. Darüber hinaus sollten sie darlegen können, wie sie sich Schule in Zukunft vorstellen; Ich denke beispielsweise an den Umgang mit Digitalisierung. Zugenommen haben ebenso Transparenzanforderungen im Umgang mit Lehrkräften, Eltern und Schüler/innen.  

Tellisch: Ich halte drei weitere Punkte für wichtig. Erstens: Eine Schule zu leiten bedeutet,  eine professionelle Haltung zwischen Pädagogik und Management zu entwickeln. Die Einstellung, mit der ich morgens die Schule betrete, übertrage ich auf meine Kolleg/innen, und die übertragen sie auf die Schüler/innen. Sehe ich es also als Chance an, die Schule gestalten zu dürfen und nicht bloß ein Rädchen im Getriebe zu sein, verkörpere ich dies mit Authentizität und Wirkung. Zweitens: Kommunikation ist elementar. Wir wachsen mehr und mehr in Team- und Diskussionskulturen hinein. Die Probleme, die man täglich bewältigen muss, sind anspruchsvoll und heterogen, und gerade deshalb muss man mit den Kolleg/innen, den Schüler/innen und den Eltern immer die richtige Basis finden.

Und drittens?

Tellisch: Man sollte kreativ sein. Schule verändert sich permanent, und deshalb muss man Visionen haben, klare Ziele formulieren und schließlich die notwendigen Maßnahmen einleiten können. Dazu brauche ich Kreativität, denn die konventionellen Wege reichen oft nicht aus. Mut und Flexibilität für die Umsetzung.

Haltung zeigen, kommunikativ und kreativ sein – muss man das als Persönlichkeit bereits mitbringen oder kann man das lernen?

Tellisch: Grundkompetenzen muss man mitbringen. Aber Schule fordert und fördert einen ungemein. Vieles entsteht beim Machen, und dadurch wird man stärker. Gleichzeitig muss man sich immer wieder fragen, was einem schon gut und weniger gut gelingt und sich im Team weiterbilden. Dieses Denken, dass man da alleine durch muss, das ist Quatsch. Und funktioniert auch gar nicht mehr.

Wie intensiv bereitet die Uni auf Führungsaufgaben vor?

Christin Tellisch, Foto: privat

Tellisch: Meiner Erfahrungen nach geschieht das kaum. Und da muss sich Grundlegendes ändern, damit die jungen Leute in der Lage sind, den Unterricht nach ihrer Ausbildung mit Leben zu füllen. Das System der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften ist nett, erfüllt aber die heutigen komplexen Anforderungen von Schule nicht mehr.

Fereidooni: Hier sollten wir differenzieren: Die universitäre Ausbildung ist in jedem Fach hochgradig personalisiert. Wenn mein Forschungsschwerpunkt als Professor „Class Room Management“ ist, thematisiere ich das in meinen Vorlesungen stärker. Bei dem Themenfeld „Rassismuskritik“ betone ich diesen Aspekt. Trotzdem können Studierende früh mit Führung in Kontakt kommen. Bei Schulhospitationen oder Praktika etwa. Oder sie bringen sich als Tutor/innen oder Mentor/innen in Uni-Netzwerken ein. Studentische Vertretungen in Fachschaften müssen ebenfalls führen. Die universitäre Bildung der dazugehörigen Kompetenzen ist aber noch eine zarte Pflanze.

Tellisch: Sie sprechen zwei Punkte an, die ich kritisch sehe. Zum einen die personenbezogene Abhängigkeit des Lernens in der Universität. Die Ausbildung muss kompetenzbezogen sein. Was noch bedenklicher ist: Wie viel Kontakt haben Lehramtsstudierende mit der Praxis? Dieser Anteil ist so verschwindend gering, dass Pädagog/innen die so wichtige Reflexionskompetenz erst mit dem Referendariat entwickeln. Das ist zu spät.

Was sollte man ändern?

Tellisch: Ganz einfach gefragt: Warum gibt es kein duales Studium? Dann würden die Studierenden zwei oder drei Tage lang in der Schule sein und den Rest der Zeit an der Uni verbringen. So könnte man abgleichen, ob die Theorie im Alltag funktioniert.

Fereidooni: Da muss ich widersprechen. Lehrkräfte brauchen eine Verzahnung von Theorie und Praxis. Sie sollten nicht nur lernen, wie man in den unterschiedlichen Situationen praktisch handelt, sondern dies vor dem Hintergrund von Theorien nachvollziehbar begründen können. Ein übermäßiger Praxisanteil – ohne theoretische Einbettung – wäre kontraproduktiv. In meinem Referendariat habe ich einen Satz gehört, und diesen hören viele Novizen von älteren Lehrkräften: „Vergiss alles, was Du in der Uni gelernt hast – ich bringe Dir bei, was du brauchst, um ein guter Lehrer zu sein.“ Ich halte diesen Satz für wissenschaftsfeindlich.  

Tellisch: Das finde ich nicht. Die Praxis zeigt den Lehrkräften, dass sich ihr Beruf stark verändert hat und dass Referendare mitunter scheitern oder mit viel zusätzlicher Arbeit fit gemacht werden müssen. Universitäre Bildung muss sich öffnen und weiterentwickeln. Die Ausbildung kann nicht seit vielen Jahren die gleiche bleiben, nur mit etwas mehr Praxis. Wir brauchen starke Persönlichkeiten, Gestalter und Vorbilder, die wissenschaftliche Diskurse kennen, einordnen und transferieren können. Theorie-Praxis muss in das Studium, warum nicht dual?

Fereidooni: In den letzten Jahren ist der praktische Anteil der Ausbildungszeit bereits gestiegen. Aber wir sollten diese Phasen nicht überhöhen. Und: In Bochum haben wir einen konsekutiven Studiengang. Lehrämtler und Nicht-Lehrämtler lernen bis zum Bachelor dasselbe und die fachdidaktische Ausbildung beginnt erst im Master. Sollte man nach dem Bachelor merken, dass der Lehrberuf nichts für einen ist, kann problemlos in andere Felder gewechselt werden. Das war früher kaum möglich. Also: Praxisphasen ja, aber duales Studium auf gar keinen Fall. Lehrkräfte lernen an der Universität Dinge, die sie nicht eins zu eins anwenden können, und das ist gut so.

Wer führt eine Schule heute eigentlich – kann das noch von einer Lehrerin oder einem Lehrer allein geleistet werden?

Tellisch: Nein. Denkt man an inklusive Ganztagsschulen, brauchen wir ein transprofessionell agierendes Team. Natürlich muss es eine Repräsentanz nach außen durch eine Person geben. Aber die Leitung muss von einem starken Team übernommen werden. Und Teams braucht es auch in den Fachkonferenzen und Ausschüssen, je nachdem, wie die Schule strukturiert ist.

Sollten Schüler ein Mitspracherecht haben, wie die Führung aussieht? 

Fereidooni: Generell sollte die Schülervertretung oder die Schulkonferenz mitentscheiden, zum Beispiel, wenn neue Lehrwerke eingeführt werden. Demokratiebildung darf nicht nur Teil des Politikunterrichts sein. Das Problem besteht darin, dass Partizipation in einer hochgradig undemokratischen Institution wie der Schule schwierig ist. Häufig gilt das Senioritätsprinzip. Eltern und Lehrkräfte haben mehr zu sagen als die jüngeren Menschen.

In Schulen gibt es viele äußere Zwänge wie die Lehr- und Stundenpläne, die festgelegten Unterrichts- und Ferienzeiten, und längst nicht jede Schule kann sich ihre Schüler aussuchen. Wie groß sind die Möglichkeiten überhaupt, Führung zu gestalten?

Tellisch: Natürlich gibt es Vorgaben. Aber der Rahmenlehrplan wird immer kompetenzorientierter und bietet Spielräume für den Unterricht und die Schulleitung. Die Frage ist, ob man diese Räume als Gewinn oder als Belastung betrachtet und wie man sie gestaltet. Darin unterscheiden sich die Schulen ganz stark voneinander.

Ein Beispiel, bitte.

Tellisch: Nehmen wir den fächerverbindenden Unterricht, der vor ein paar Jahren in die Lehrpläne aufgenommen wurde. Jeder soll schauen, welcher Inhalt zu anderen Fächern in der Jahrgangsstufe passt. Wo kann man sinnvoll mit Kolleg/innen kooperieren? Wie lässt sich das organisieren und in Lernprozesse umsetzen? Einige Schulen und Lehrkräfte sind sehr aktiv, in manchen Schulen laufen sieben oder acht fächerverbindende Projekte pro Jahrgangsstufe. Es ist aber auch möglich, diese Vorgabe durch eine einzige Projektwoche zu erfüllen, wie man das schon immer gemacht hat: am Schuljahresende, wenn alle Noten bereits feststehen.

Nicht alle Lehrer wollen sich also die zusätzliche Mühe machen.

Tellisch: Erschwerend kommt hinzu, dass der Anteil von Seiten- und Quereinsteigern aufgrund des Lehrermangels deutlich größer geworden ist, zumindest in den Regionen, in denen ich tätig war. Und diese neuen Lehrer/innen haben nach ihrer dreimonatigen Ausbildung natürlich meist nicht die nötige Gestaltungskompetenz, Eine kontinuierliche Schulentwicklung wird da zu einer wahnsinnig großen Aufgabe.

Wird die Persönlichkeit der Lehrkräfte noch wichtiger?

Fereidooni: Sie war schon immer wichtig. Und es stimmt ja: Vieles kann man sich ein Stück weit antrainieren, aber nicht in Gänze lernen, wie emotionale Kompetenz etwa. Aber Lehrer sind letztlich auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Es gibt die Faulen, Intelligenten, Engagierten, Distanzierten …

… und wenn Schüler Pech haben, können sie nichts ändern. Anders als in anderen Bereichen der Gesellschaft.

Fereidooni: Wenn es um die Notengebung geht, stimme ich Ihnen zu. Die kann je nach Lehrkraft zum Teil über zwei oder drei Notenstufen hinweg für dieselbe Leistung variieren. Die Bewertungsmaßstäbe müssen vereinheitlicht werden. Andererseits glaube ich nicht, dass man sich seine Gesprächspartner außerhalb der Schule immer aussuchen kann. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Abgesehen davon: Lehrkräfte sind keine Diktatoren. Sie haben ein hohes Berufsethos. Und im Einzelfall kann man sich bei der Schulleitung oder Bezirksregierung beschweren.

Tellisch: Und im Falle von Schwierigkeiten hilft es nicht zu meckern, sondern Wege zu finden. An meiner Schule wurde eine Lehrerakademie gegründet, in der Lehrkräfte ohne vollständige pädagogische Ausbildung oder aus anderen Gründen gecoacht wurden. 

Wie funktioniert das in der Praxis?

Tellisch: In einer Unterrichtseinheit, die wöchentlich für die teilnehmenden Lehrkräfte geblockt ist, halten Kolleg/innen Inputs, sprechen Probleme an und gehen mit in den Unterricht, um Feedback zu geben. Es ist eine offene Atmosphäre des Austauschs. Jeder lernt voneinander. Die Grundlage lautet: Keiner ist perfekt. Wir sind auf dem Weg zum lebenslangen Lernen.

Wie haben Ihre Kollegen reagiert, wenn Sie Ihnen gesagt haben: Du musst nachsitzen?

Tellisch: Als Nachsitzen habe ich es natürlich nie bezeichnet und empfinde das auch nicht so. Der eine oder andere wird sich gedacht haben, dass es eine zusätzliche Belastung ist, was ja auch stimmt. Andererseits wurde die Akademie nicht als Strafe eingeführt, sondern als Chance. Damit die jungen Lehrer/innen ihren komplexen Alltag bewältigen oder andere angesichts der Digitalisierung neue Kompetenzen entwickeln können. Die Hoffnung ist, dass sie eine höhere Professionalität und größere Zufriedenheit erreichen und ihren Beruf noch gerne und lange machen können.

Herr Fereidooni, in der Wirtschaft sind solche Meetings, Workshops und Coachings bereits verbreitet. In der Schule auch?

Fereidooni: Das kann hochgradig produktiv sein und ich plädiere dafür, dass es flächendeckend angeboten wird. Noch sind wir aber weit davon entfernt, was auch an dem Zeitmangel liegt. In Nordrhein-Westfalen müssen Gymnasiallehrkräfte 25,5 Stunden pro Woche unterrichten und tauschen sich nur kurz in den Pausen aus. Mehr Möglichkeiten haben sie nicht.

Vielfach wird geklagt, dass die Verdichtung der Arbeitszeit immer nur zunimmt, etwa durch Verwaltungsaufgaben. Gibt es – bedingt durch gesellschaftlichen Fortschritt und Veränderungen – eigentlich auch Dinge in der Schule, die man mittlerweile weglassen könnte? Um so mehr Zeit zu gewinnen?

Fereidooni: Die gibt es bestimmt. Ich wüsste nur nicht, was man lassen könnte, ohne Dinge zu vernachlässigen. Als Zukunftsvorstellung wünsche ich mir, dass die Lehrer 15 Stunden pro Woche unterrichten. Dann hätten sie Zeit, um sich persönlich weiterzubilden, sich gegenseitig Feedback zu geben und ausgeruhter zu unterrichten.

Tellisch: Wenn man sich fragt, wer diese Vorgaben macht, muss man feststellen: Das sind auch nur Menschen. Mit diesen Menschen muss man ins Gespräch kommen, die muss man in die Realität holen und überlegen: Was ist an Verwaltungsaufgaben essentiell, damit Schule funktioniert und keiner zu Schaden kommt? Alles andere muss gestrichen werden. Damit würden wir Zeit sparen können.

Karim Fereidooni ist Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum. Er bildet Politiklehrer/innen aus, forscht unter anderem zu Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen, Diversity Studies und Politische Bildung und ist Alumnus des Studienkollegs der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.

Christin Tellisch ist Professorin für Schulpädagogik und allgemeine Didaktik an der Hochschule für angewandte Pädagogik in Berlin. Von 2013 bis 2019 leitete sie das Christliche Gymnasium Rudolf Stempel in Riesa in Sachsen – damals als jüngste Schulleiterin Deutschlands – und wurde mit ihrer Schule mehrfach ausgezeichnet. Sie ist Alumna des Studienkollegs der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.

Interview mit Prof. Dr. Rogall zum Thema „gute Lehrerbildung“ und „gute Schule“

Bildungschancen hängen maßgeblich von Lehrkräften ab, die entsprechend gut ausgebildet sein müssen. Mit dem bundesweit einzigartigen Studienkolleg unterstützen die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) und die Robert Bosch Stiftung GmbH seit 2007 leistungsstarke, gesellschaftlich engagierte Lehramtsstudierende und –promovierende.

Anlässlich des 25. Jubiläums der sdw hat Prof. Dr. Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung und Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, im folgenden Interview seine Standpunkte zu den aktuellen Herausforderungen  für „gute Lehrerbildung“ und „gute Schule“ dargelegt:

Was macht für Sie eine „gute Lehrerbildung“ aus und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in der derzeitigen Ausbildung?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass es in den Hochschulen ein klar definiertes Verständnis vom Lehrerberuf gibt und dass die einzelnen Hochschulen ihre strategischen Ziele für die Lehrerbildung formulieren.

Außerdem ist eine deutlich stärkere Kooperation auf verschiedenen Ebenen notwendig: So müssen die Verantwortlichen aller drei Phasen der Lehrerbildung (Hochschule, Vorbereitungsdienst sowie Fort- und Weiterbildung) zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass die verschiedenen Ausbildungsabschnitte stärker miteinander verzahnt sind und ein kohärenter Ausbildungsweg angeboten wird.

Auch innerhalb der Hochschule sollten die Professoren der Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften stärker systematisch zusammenarbeiten. Bisher werden die spezifischen Anforderungen der Lehramtsstudierenden in den Fachwissenschaften noch zu wenig berücksichtigt, so dass es den Studenten schwerfällt, die Verknüpfungen zu den Fachdidaktiken und den Bildungswissenschaften herzustellen.

Eine sinnvolle Verknüpfung theoretischer und praktischer Inhalte im Lehramtsstudium ist zwingend. Das Theorie-Praxisverhältnis sowie die Vorbereitung, Begleitung und Reflexion von Praxisphasen sollten konzeptionell neu durchdacht werden. Die Studenten sollten eine Methodenausbildung bekommen, die sie als Basis für forschendes Lernen in den Praxisphasen einsetzen können.

Angesichts hoher Abbruchquoten im Lehramtsstudium ist die kontinuierliche Begleitung und Beratung der Studenten besonders wichtig. Diese beginnt mit einer Eignungsabklärung für den Lehrerberuf und wird mit individuellem Feed-Back und Anleitung zur Selbstreflexion fortgesetzt.

Und noch ein letzter Punkt. In der Lehrerbildung bedarf es einer intensiveren Forschungsorientierung, dies macht die Lehrerbildung in der Hochschule anschlussfähig und attraktiv. Forschungskooperationen zwischen Hochschulen und Schulen, wie wir sie im Rahmen des Deutschen Schulpreis fördern, sind gewinnbringend für beide Seiten.

Welchen Beitrag können Stiftungen zur Lehrerbildung leisten?

Stiftungen können Anstöße für die Weiterentwicklung der Lehrerbildung geben.

Dies tun wir gemeinsam mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft im Studienkolleg für Lehramtsstudierende. Mit diesem in Deutschland einzigartigen Stipendienprogramm unterstützen die beiden Stiftungen leistungsbereite Lehramtsstudierende und -Doktoranden darin, sich zu engagierten Schulgestaltern von morgen zu entwickeln. Zudem erhalten die Teilnehmenden ein Stipendium aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Kontinuierlich befinden sich rund 400 Lehramtsstudierende  aus ganz Deutschland in der Förderung.

Ein weiteres Beispiel ist der Monitor Lehrerbildung, ein Kooperationsprojekt von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Deutsche Telekom Stiftung, Robert Bosch Stiftung und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Er bietet als einziges Online-Portal einen deutschlandweiten Überblick über die Strukturen und Inhalte der ersten Phase der Lehrerbildung, das Lehramtsstudium. Die Daten werden in regelmäßigen Abständen in den 16 Bundesländern sowie an lehrerbildenden Hochschulen erhoben. Sie bieten den Verantwortlichen in der Lehrerbildung aus Verwaltung, Politik und Hochschule eine fundierte Informationsbasis für Entscheidungen im Feld oder die Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums.

Eine aktuelle Schulleiterbefragung im Rahmen des Monitors Lehrerbildung zeigt z.B., dass wichtige Bildungsthemen in der Lehrerbildung nur unzureichend behandelt werden. Genannt wurden u.a. die Gestaltung von Unterricht und die Gestaltung zusätzlicher Bildungsangebote im Ganztag, Umgang mit Leistungsheterogenität sowie sozialer und kultureller Vielfalt. Außerdem sind der Unterricht mit Hilfe digitaler Medien und die entsprechenden didaktischen Konzepte noch ein großes Entwicklungsthema, das auch von der Bund-Länder Qualitätsoffensive Lehrerbildung aufgegriffen wird.

Aktuell wird aufgrund des Lehrkräftemangels weniger über die Qualität als die Quantität von Lehrern diskutiert. Wie kann ein Lehramtsstudium wieder attraktiver für Schüler gestaltet werden?

Als Stiftungen haben wir die Chance, die Bedeutung von Bildung in unseren Programmen und Projekten herauszustellen. Lehrkräfte  gestalten die Bildungskarrieren ihrer Schüler maßgeblich mit und tragen somit eine hohe Verantwortung. Der Beruf verdient höchste gesellschaftliche Anerkennung, daran müssen wir im Bildungssektor weiterarbeiten. Bei den jungen Menschen, die sich für ein Studium bzw. einen Beruf entscheiden, muss die Attraktivität des Lehrerberufs ankommen. Lohnend wäre es sicher, junge engagierte Lehrer und Lehrerinnen, z.B. aus dem Studienkolleg, mit Schülern in der Berufsorientierungsphase zusammenzubringen. Außerdem sollten die Hochschulen an der Sichtbarkeit und Außenwirkung der Lehramtsstudiengänge arbeiten. Eine Willkommenskultur für Lehramtsstudierende, die zum Teil durch die Lehrerbildungszentren als Anlaufstelle realisiert wird, ist ebenso förderlich.

Für junge Menschen ebenfalls wichtig ist die Mobilität im Lehrerberuf bundesweit und EU-weit, auch diese muss zukünftig weiterbefördert werden, um den Ansprüchen der nachwachsenden Lehrergeneration gerecht zu werden.

Neben didaktischen und methodischen Kompetenzen rückt auch immer mehr die pädagogische Haltung von Lehrkräften als Einflussfaktor auf die Unterrichtsqualität und das Schulklima in den Vordergrund. Wie können angehende Lehrkräfte unterstützt werden, um diese professionelle pädagogische Haltung zu entwickeln?

In Veröffentlichungen rund um Schulreformen heißt es, dass die Haltung von Lehrkräften ein ausschlaggebender Faktor für die individuelle Förderung von Schülern, die Unterrichtsqualität und das Schulklima ist. Neben didaktischen und methodischen Kompetenzen trägt die Haltung von Lehrkräften maßgeblich zum Lernerfolg (oder auch zum Misserfolg) der Schüler bei. Eine professionelle Haltung ist eine Schlüsseldimension, die das Denken und Handeln von Fachkräften grundlegend beeinflusst.

Auch im Begleitprogramm des Studienkollegs für Lehramtsstudierende greifen wir das Thema der pädagogischen Haltung auf. In verschiedenen Veranstaltungsformaten wie Akademien, Leadership-Werkstätten und Peer-Coaching Gruppen machen wir den Stipendiaten Angebote, die darauf abzielen, sich mit der pädagogischen Haltung auseinanderzusetzen und entsprechende Selbstkompetenzen zu entwickeln. Solche Formate sind sicherlich für Universitäten in der Lehrerbildung schwer zu realisieren, es wäre aber ein Versuch wert, ob nicht die Lehrerbildungszentren hierzu Angebote machen könnten.

Im diesjährigen Forum Leadership in der Lehrer/innenbildung, der bundesweiten Veranstaltung für Verantwortliche in der Lehrerbildung (14./15.11.2019 in der Repräsentanz der Robert Bosch Stiftung in Berlin) greifen wir gemeinsam mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft das Thema „Wie entwickeln wir eine professionelle pädagogische Haltung“ ebenfalls auf.

Wie müsste eine Schule aussehen, auf die Sie gerne gehen würden?

Wir beschäftigen uns in der Robert Bosch Stiftung mit der Frage: „Wie sieht die Schule der Zukunft aus?“ Die Preisträger des Deutschen Schulpreises geben uns hier wichtige Hinweise. Sie arbeiten bereits mit Konzepten des individuellen und selbständigen Lernens, digitalen Medien, einem hohen Maß an Partizipation der Schüler und gehen innerhalb der Schulgemeinschaft wertschätzend miteinander um. Mit solchen Ansätzen nähern wir uns der Frage, wie Lernen für die Zukunft aussehen soll. Denn die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant, ist komplex und vielfältig.

Wenn Sie mich fragen, auf was für eine Schule ich gerne gehen würde, dann wäre es eine Schule, die mir eine solide Allgemeinbildung vermittelt und sich gleichzeitig auch mit neuen Lernformen und dem Lernen für die Zukunft auseinandersetzt. Eine Lernumgebung, die es mir als Schüler erlaubt, meine Fragen und Interessen zu verfolgen, zu experimentieren und aktiv, konstruktiv sowie sozial zu lernen. So erwerbe ich nachhaltiges Wissen, auf dem ich jederzeit aufbauen kann, das in meinem Leben Anwendung findet und damit wirklich „lebt“.


Foto Header: Robert Bosch Stiftung GmbH

Ingo Kramer im Video-Interview zum Jubiläum #25Jahresdw

In diesem Jahr feiern wir das Jubiläum 25 Jahre Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), im kommenden Jahr ist Ingo Kramer ein Jahrzehnt lang Vorstandsvorsitzender der sdw. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) übernahm das Ehrenamt im Vorstand der sdw im Jahr 2010 von Prof. Dr. Klaus Murmann. Im Interview zum Jubiläum #25Jahresdw erklärt Ingo Kramer, warum es heute noch so wichtig ist, Chancen zu stiften. Außerdem berichtet der 66-Jährige von seinen Erfahrungen als Vertrauensmanager der sdw-Stipendiaten-Gruppe Bremen-Oldenburg und wagt einen Blick in die Zukunft der sdw.

Das Video-Interview gibt es auf YouTube.

Foto Header: Markus Quabach/sdw

Neue Führungsformen für eine verflüssigte Welt

Wer New Work ernst nimmt, baut nicht nur das Büro um und Hierarchien ab, sondern hinterfragt auch sich selbst. Das kann unangenehm sein. Der Erkenntnisgewinn ist aber groß.

Joana Breidenbach über Erkenntnisgewinne durch New Work

Von Joana Breidenbach

Ich bin eher zufällig Unternehmerin geworden. In meiner ersten Karriere erforschte ich als Sozialanthropologin die kulturellen Auswirkungen der Globalisierung und schrieb populärwissenschaftliche Bücher. Auf einer sechsmonatigen Weltreise mit meiner Familie im Jahre 2006 kam uns dann die Idee für eine Plattform für soziales Engagement, die später betterplace.org wurde.

Schnell merkte ich, dass mir Unternehmungen liegen; der Mix aus Vision und Anpacken, Nachdenken und Netzwerken bediente meine Freude am Gestalten. Doch ebenso schnell war mir klar, dass ich keine herkömmliche Führungskraft sein konnte. Ich wollte co-kreieren, mich inspirieren lassen und andere inspirieren. Nicht wie ein Kapitän von der Steuerbrücke der Mannschaft Anweisungen geben, sondern einen Tanz veranstalten, in dem mal der eine, mal der andere in Führung geht.

Abenteuer: Selbstorganisation

Als ich 2014 dann im betterplace lab, dem Think Tank, den wir aufgebaut hatten, um digitale Trends für das Gemeinwohl zu erforschen, offiziell die Führung abgeben wollte, erzählte mir ein Kollege von Frederic Laloux’ gerade erschienenem Buch „Reinventing Organizations“. In ihm beschreibt Laloux neue Formen der Zusammenarbeit, die ohne Chefs und Manager auskommen. Das ganze Team des betterplace lab war begeistert von dieser Vision und machte sich – unterstützt von der Organisationsentwicklerin Bettina Rollow – daran, völlig neue Strukturen und Prozesse aufzusetzen, um meine alten Aufgaben im Team neu zu verteilen.

Das Ergebnis kann man heute in der betterplace lab Verfassung online nachlesen: Wir entwarfen kollegiale Beratungsprozesse und Konfliktregelungen. Kollegen stellen Kollegen ein. Sie machen gemeinsam die Jahresplanung und verhandeln ihre Gehälter untereinander. Das Ergebnis sah maximale Freiheiten für jeden Mitarbeiter vor und wir erwarteten uns davon einen großen Motivations- und Innovationsschub.

Doch zu unser großen Bestürzung trat das Gegenteil ein: Statt kraftvoll und mutig voranzuschreiten, fühlte sich das von Hierarchien und festen Rollenbeschreibungen befreite Team, verunsichert und gelähmt. Der Druck, der früher auf mir als Chefin lastete, verteilte sich im ganzen Team, denn jetzt war es jedermanns Aufgabe, gute Projekte zu akquirieren, Gehälter zu zahlen und schwelende Spannungen zu bearbeiten.

Strukturen im Inneren aufbauen

Schnell wurde uns klar, dass neue Führungsformen nicht gelingen können, wenn sie nur die äußeren Strukturen und Prozesse verändern. Stattdessen muss Transformation ganzheitlich sein und darauf abzielen, die Kompetenzen, Interessen und Bedürfnisse jedes Teammitglieds einzubeziehen und weiter zu entwickeln. Selbstorganisation erfordert persönliches Wachstum.

Denn wir lernten ein wichtiges Prinzip kennen: Wenn wir äußere Strukturen reduzieren, indem wir zum Beispiel feste Hierarchien verflachen oder ganz abschaffen, verlieren wir wichtige Orientierungen für unser eigenes Verhalten. Dies führt zu Angst und Unsicherheiten und dementsprechend müssen wir Sicherheit an anderer Stelle aufbauen: in unserem Inneren.

Dies ist eine der zentralen Lernerfahrungen die wir im betterplace lab in den letzten fünf Jahren gemacht haben: Um im Außen frei und flüssig arbeiten zu können, müssen wir – jeder Einzelne – innerlich wesentlich klarer und orientierter sein. Wir müssen uns selbst besser kennenlernen; wissen, was uns wichtig ist, was uns motiviert oder provoziert. Wir lernten auch, dass selbstorganisierte Unternehmungen nie so sicher sein können wie solche, in denen es viele feste Regeln gibt. Und dass nicht jeder Mensch dafür geeignet ist.  

Der zweite Job: sich verstecken

In ihrem Buch An Everyone Culture: Becoming a Deliberately Developmental Organisation beschreiben der Harvard-Entwicklungspsychologe Robert Kegan und seine Kollegen das Phänomen, dass in normalen Unternehmen Mitarbeiter einen zweiten, unbezahlten Job machen: Sie verstecken ihr wahres Selbst. Insbesondere unsere Schattenseiten, unangenehme, vermeintlich negative Aspekte unserer Persönlichkeit, Gefühle wie Scham, Angst oder Unsicherheit, haben in der etablierten Arbeitswelt keinen Platz. Dieses Verstecken kostet nicht nur viel Energie, es behindert auch unsere Weiterentwicklung. Denn Lernen findet nur außerhalb der Komfortzone statt.

Indem wir Schritt für Schritt lernten, uns als ganze Menschen zu zeigen und miteinander offen über unsere Fähigkeiten und Schwächen, Bedürfnisse und Gefühle zu sprechen, entstand ein großer Vertrauensraum.  

In meist halbtägigen Workshops nahmen wir uns Zeit, uns selbst und einander besser kennenzulernen. Zu verstehen, wie wir beispielsweise die zwei Grundbedürfnisse jedes Menschen nach Sicherheit und Zugehörigkeit auf der einen Seite und nach Selbstausdruck, Freiheit und Wachstum individuell ausbalancieren. Wir übten uns in Selbst- und Metareflexion: Wie agiere ich, wenn ich gestresst bin? Wie arbeiten wir optimal zusammen? Was fördert oder behindert unsere Co-Kreation? Welche Kommunikationsmuster haben sich eingeschleift und wie können wir sie durchbrechen?

Für viele von uns förderten diese Übungen erstaunliche Erkenntnisse zutage: Auch wenn wir natürlich einerseits eine intime Eigenkenntnis hatten, waren die meisten von uns es nicht gewohnt, möglichst präzise und klar über unsere Bedürfnisse, Strategien und Muster zu reflektieren.

Wir lernten in diesen Übungen nicht nur uns selbst besser kennen, sondern auch, wie unterschiedlich wir als Team waren. Vielfalt ist von außen oft nicht so sichtbar. Erst das gemeinsame, tiefere Gespräch offenbart, wie unterschiedlich wir „ticken“ und dass es unweigerlich zu Missverständnissen führen muss, wenn wir unser eigenes Verhalten als Maßstab für das von anderen nehmen.

Die in den Workshops gewonnenen Erkenntnisse bauten wir immer direkt in unseren Arbeitsalltag ein. Denn „inner work“ und transparente Kommunikation sind wie Muskel, die man trainieren muss. Meetings sind ein besonders guter Ort um Neues als Routinen zu verankern: So gehören „Check-ins“ und „Check-outs“ zu jedem längeren Meeting, ebenso wie eine „Energiewächterin“, die darauf achtet, dass Kommunikationsregeln eingehalten werden und die Stimmung im Team fokussiert und aufmerksam bleibt.

Auf dieser Basis ist es möglich, neue, fluide Hierarchien aufzubauen: Erst wenn in einem Team bekannt ist, wer welche Kompetenzen hat, wo Mitarbeiter an ihre Grenzen stoßen und was jeder Einzelne für sein Wohlbefinden und Spitzenleistungen braucht, können wir kompetenzbasierte Hierarchien aufbauen, die temporär für eine Aufgabe gebildet werden und sich danach wieder auflösen. Transparente, vertrauensvolle Kommunikation ist auch unabdingbar, um sich offen über Konflikte auszutauschen, die Jahresplanung gemeinschaftlich zu machen und Gehälter auszuhandeln.

Alle diese Erfahrungen führten uns zur Erkenntnis: New Work braucht Inner Work. Der Fokus auf Unternehmenskultur, klarere Kommunikation und innere Arbeit hat dazu geführt, dass das betterplace lab heute von mir unabhängig ist, Mitarbeiter sich stark entfalten können und wir noch wirksamere Arbeit machen.

Ein neues Kompetenzset

Die Erfahrung der letzten Jahre hat mich inspiriert, Innovation und Unternehmertum neu zu denken. Wir machen zu viel Neues um des Neuen – oder des Geldes – willen. Stattdessen brauchen wir „meaningfull innovations“. Unternehmungen, die Antworten auf die großen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen bieten. Die Welt brennt und begabte junge Menschen optimieren Online Marketing. Das ist doch vollkommen verrückt!

Um im digital-globalen Zeitalter sinnvolle unternehmerische oder politische Impulse zu setzen, brauchen wir jedoch neue äußere und innere Kompetenzen. Der Werkzeugkasten des industriell-nationalstaatlichen Zeitalters braucht ein Update. Im Außen gilt es, nicht-lineare Prozesse, Feedbackloops, Selbstorganisation und Emergenz zu verstehen. Aber da wir der äußeren Komplexität nur gerecht werden können – sie überhaupt erst wahrnehmen –, wenn wir über den Tellerrand unserer eigenen Befindlichkeiten hinaussehen und Vielfalt und Unsicherheit innerlich beherbergen können, müssen wir ganz neue innere Kompetenzen erwerben.

Digitalisierung verflüssigt die Welt, und nur wer seine eigenen inneren Bewegungen und die seiner Kollegen, Kunden und sonstigen Stakeholder auf dem Schirm hat, kann die bewegte Außenwelt adäquat navigieren und unternehmerisch gestalten.

Joana Breidenbach, Jahrgang 1965, ist promovierte Kulturanthropologin und bringt, wie sie selbst sagt, „liebend gerne Neues in die Welt“. Als Sozialunternehmerin und Seriengründerin hat sie unter anderem die Spendenplattform Betterplace, den Think Tank betterplace lab und das Start-up Carbon Loop Technologies ins Leben gerufen. Außerdem baut sie in Berlin derzeit das „Haus der solidarischen Zukunft“ auf. Im Internet ist sie unter www.joanabreidenbach.de zu finden.

Zum Weiterlesen empfiehlt die Autorin:

  • Joana Breidenbach & Bettina Rollow: New Work needs Inner Work: Ein Handbuch für Unternehmen auf dem Weg zur Selbstorganisation, 168 Seiten, 19,80 Euro
  • Fritjof Capra & Pier Luigi Luisi: The Systems View of Life. A Unifying Vision, 510 Seiten, Cambridge University Press, 25 Euro
  • Jeremy Lent: The Patterning Instinct. A Cultural History of Hunanity’s Search for Meaning, 569 Seiten, Prometheus Books, 23,50 Euro
  • Robert Kegan et al: An everyone Culture. Becoming a Deliberately Developmental Organization, 336 Seiten, Harvard Business Review Press, 27 Euro
  • Frederic Laloux: Reinventing Organizations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit, 356 Seiten, Vahlen, 39,80 Euro

Foto: Marc Beckmann

„Die Jungen werden von den Alten ausgespielt!“

Alumnus Dr. Wolfgang Gründinger über die Rechte der jüngeren Generation

Das folgende Interview mit Dr. Wolfgang Gründinger, ehemaliger Promotionsstipendiat und Alumnus des Studienförderwerks Klaus Murmann, ist eine Vorabveröffentlichung aus dem Jubiläumsmagazin der sdw, das zum Jahresende 2019 erscheinen wird.

Wolfgang Gründinger ist Autor des Buches „Alte Säcke Politik“, für das er mit dem Preis für „Das Politische Buch“ ausgezeichnet wurde, Botschafter der Stiftung Generationengerechtigkeit und Referent Digitale Transformation beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW). Er versteht sich als Autor, Aktivist und Analyst und war bereits in vielen hochkarätig besetzten Talkrunden Gast im TV. Sein Promotionsthema lautete „What drives the Energiewende?“ und untersuchte den Einfluss von Interessengruppen.

Fotos: David Ausserhofer

„Die Jungen werden von den Alten ausgespielt“

Dort, wo über die Zukunft entschieden wird, sind junge Menschen nicht erwünscht, sagt Wolfgang Gründinger. Deshalb setzt sich der Publizist und Aktivist für die Rechte nachfolgender Generationen ein.

Interview: Marc Winkelmann

Herr Gründinger, „Fridays for Future“ hat zahlreiche Fragen und Forderungen zum Klimawandel und zu unserer Zukunft populär gemacht. Heißt das, dass junge Menschen jetzt Einfluss haben und die Politik ihnen inzwischen auf Augenhöhe begegnet?

Nein. Es gilt noch immer: Wer unter 30 ist, hat nichts zu sagen. Nehmen wir die Diskussion um die sogenannten Upload-Filter vor der Europawahl. Da sprach man den Jüngeren ab, eine eigene Meinung zu haben. Sie seien Bots und wären von Google beeinflusst, hieß es.

Aber „Fridays for Future“ hat doch schon einiges erreicht.

Auch sie wurden lange nicht ernstgenommen. Man hielt ihnen entgegen, dass sie doch zur Schule gehen und den Klimawandel den Profis überlassen sollten. Oder das Video von Youtuber Rezo. Die Reaktion der Parteien und der Leitartikler war: Du hast nicht recht und bist ein Idiot.

Hatten junge Menschen schon mal mehr Einfluss?

Ja, bedingt durch die Tatsache, dass sie früher mehr waren. Sie waren zahlenmäßig präsenter. Heute ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung kleiner. Deutschland ist älter geworden, was noch zunehmen wird, und durch diese Vereinzelung sind die Jungen schlecht organisiert. Deshalb wird bei zukunftsrelevanten Themen mit großem Handlungsdruck wie Digitalisierung, Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende, Bildungs- und Rentenreform oder dem Mietmarkt zu spät und zu zögerlich gehandelt.

Andererseits gibt es viele 50- und 60-Jährige, die sich so jung fühlen wie keine Generation vor ihnen. Die müssten doch Verständnis für junge Menschen haben.

Das ist eine andere Lebenswelt. Ich bin 35, und schon mein Abstand zu 20-Jährigen ist riesengroß. Die Jungen werden von den Alten ausgespielt.

Ausgespielt?

Die Besitzstandswahrer möchten, dass alles so bleibt. Das sind die konservativen Kräfte, die in Medien, Politik, Gewerkschaften oder Unternehmen alt geworden sind und denen die Umgehungsstraße immer noch wichtiger ist als das Internet. Die möchten keine Belastungen in Kauf nehmen, um jüngeren Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

Alle unter 30 sind also zukunftsgewandt, alle darüber wollen Mauern hochziehen. Ist das nicht zu schlicht gedacht?

Natürlich sind weder die Älteren noch die Jüngeren ein homogener Block. Philipp Amthor von der CDU ist 26 und beweist doch, dass es jüngere Menschen in etablierten Parteien schaffen können.
Aber warum konnte er aufsteigen? Weil er genau das widergibt, was die Älteren hören möchten. Er wurde mit seinem vorauseilendem Gehorsam von den Älteren selektiert. Das ist die latente Macht der Älteren, die nur dann Jüngere nach oben lässt, wenn es ihnen passt.

Wann ist Ihnen zum ersten Mal aufgefallen, dass junge Menschen dort, wo Entscheidungen getroffen werden, unterrepräsentiert sind?

Da war ich 15 oder 16. Damals habe ich in der Bibliothek meines Heimatdorfs ein Buch gefunden: „Die Grenzen des Wachstums“. Darin stand, dass wir in eine ökologische Krise geraten, wenn die Menschheit sich nicht ändert.

Nicht viele Teenager greifen zu „Die Grenzen des Wachstums“.

Es war Zufall. Ich bin in einem armen, unpolitischen Haushalt aufgewachsen. Wir hatten nicht viel mehr als Bücher, die man sich leiht. Und wenn die Bibliothek kaum neue Bücher bietet, nimmt man die alten. Bei der anschließenden Recherche bin ich auf die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen gestoßen, die sich für ein Wahlrecht für Jugendliche einsetzt und fordert, dass sie beim Rentensystem, der Staatsverschuldung und vielen anderen Fragen, die sie betreffen, mit entscheiden. Das hat mich nicht mehr losgelassen.

Inwiefern?

Ich bin zu UN-Klimakonferenzen gefahren, auf Demos gegangen, habe eine Jugendorganisation mitgegründet und mein erstes Buch zu der Energiewende geschrieben, die damals noch gar nicht diskutiert wurde. Wir Jugendlichen forderten mehr erneuerbare Energien und dass wir raus aus der Kohle müssen. Experten sagten dagegen, dass technisch maximal vier Prozent Erneuerbare möglich wären. Wir wurden verlacht und verspottet.

Gab es auch Erfolge?

Die Politik kam vorbei und ließ sich mit uns fotografieren, aber oft folgte nichts daraus. Das hat uns, die wir ungeduldig waren, sehr frustriert.

Heute gibt es ausgereifte digitale Kommunikationskanäle. Lässt das die Welten zusammenrücken? Darüber wäre doch Austausch und – letztlich – Verständnis möglich.

Nein. Der technologische Wandel verläuft zu schnell und jüngere Menschen nutzen die digitalen Medien ganz anders. Auch im Vergleich zu mir übrigens.

Können jüngere Generationen ihre zahlenmäßige Unterlegenheit durch die digitalen Medien ausgleichen? Zu dem Erfolg von „Fridays for Future“ haben Instagram, WhatsApp und Co. maßgeblich beitragen.

Über die digitalen Plattformen können sie ihre Kommunikation und Entscheidungsprozesse tatsächlich sehr gut organisieren, und ganz offenbar haben sie gelernt, wie man das macht. Die Langlebigkeit von „Fridays for Future“ ist nicht typisch für solche Initiativen. Zudem aber müssen sie laut und radikal sein und viel Durchhaltevermögen haben. Erst dann können sie die Agenda prägen.

Was gehört dazu, heute laut und radikal zu sein?

Man darf sich nicht mit Kleinklein aufhalten, sondern braucht eine Vision, Forderungen wie eine plastikfreie Zukunft oder dass Deutschland klimaneutral werden muss. Diese Ziele muss man hinausschreien – je weniger Verbündete man hat, desto lauter sollte man sein.

Und dann schafft man etwas Bleibendes?

„Fridays for Future“ wird tatsächlich nicht so schnell weggehen, weil dort ein Ökosystem gewachsen ist. Die aktiven Schüler und Studierenden werden die Forderungen weitertragen – in Hochschulen, Vereine, Parteien. Es wird für sie aber kein gemütlicher Spaziergang wie bei den 68ern, sondern ein beschwerlicher Marsch durch die Institutionen. Man wird ihnen Steine in den Weg legen. Die Babyboomer hatten es leichter. Sie waren in der Mehrheit, egal wohin sie kamen. Die heutige Jugend bleibt in der Minderheit.

Marsch durch die Institutionen – bedeutet das, die heutige Jugend soll sich überall Posten und Plätze erobern?

Sie muss überall repräsentiert sein, wo es um ihre Interessen geht. Bei den Rundfunkbeiräten von öffentlich-rechtlichen Medien beispielsweise. Die sind riesig und aufgebläht, aber darin sitzt kein junger Mensch. Oder beim Wahlrecht. In Artikel 20 des Grundgesetzes steht, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht. Offenbar gehören aber alle unter 18 Jahren nicht zum deutschen Volk. Sie dürfen nicht wählen.  

Ab wann sollte man wählen dürfen?

Ab dem Zeitpunkt, ab dem er oder sie wählen möchte. Bei den meisten wird das ab 12 oder 13 Jahren der Fall sein. Aber wenn ein Kind mit neun Jahren schon dazu bereit ist und diesen Willen bekundet, dann soll es wählen dürfen.

Ein Argument dagegen lautet, dass Menschen unter 18 nicht reif genug sind.

Von dem Argument halte ich gar nichts. Dann müsste man einen Reifetest für alle Wahlberechtigten einführen. Und womöglich die Hälfte der Deutschen ausschließen, weil die nachweislich nicht sagen kann, ob die Erst- oder Zweitstimme die wichtigere ist.

Selbst bei einer Änderung des Wahlrechts wären junge Menschen in der Minderheit. Deren Stimmen müssten schon doppelt zählen, damit sie spürbar mehr Einfluss gewinnen.

In einer Demokratie zählt jede Stimme gleich viel, das darf nicht geändert werden. Aber wir brauchen eine Quote für junge Menschen. Sie bauen Start-ups auf und verkaufen die für viel Geld oder sind Bestseller-Autoren – nur in der Politik und bei Konzernen sagt man, Jugendliche sind nicht reif genug. Wir sind alt und weise und die sind jung und dumm.

Es gibt Frauen, die eine Quote als Makel empfinden. Sie wollen es aus eigener Kraft schaffen, ohne Krücke.

Aber gelegentlich braucht man eine Krücke als Maßnahme auf Zeit, bis man selbst laufen gelernt hat. Bis die Gesellschaft eine Kultur entwickelt hat, die sich reproduziert. Oft heißt es, regt Euch nicht auf. Der Jugend gehört doch die Zukunft. Das stimmt. Ein Stück Gegenwart wäre aber auch mal ganz nett.

Die SPD hat vor der Europawahl 2019 eine junge Politikerin auf einen vorderen Listenplatz gesetzt – der ihr nach dem Ergebnis des Nominierungsparteitags nicht zugestanden hätte. Das kam nicht überall gut an.

Abstrakt will jeder Junge und Frauen fördern und spricht sich für Klimaschutz und vielleicht sogar die Digitalisierung aus. Aber wenn es konkret wird, lehnt man es dann doch wieder ab.

International gab es Versuche, die Interessen junger Menschen in parlamentarischen Prozessen zu berücksichtigen. In Wales nennt sich Sophie Howe „Commissioner for Future Generations“, in Schweden wurde vorübergehend eine Ministerin für strategische Entwicklung ernannt, auch in Israel oder Ungarn wurde experimentiert. Sollten das Vorbilder für uns sein?

Mein Vorschlag für Deutschland lautet anders. Wir sollten die zahlreichen existierenden Beratungsgremien konsolidieren, den Parlamentarischen Beirat für Nachhaltige Entwicklung reformieren und als ständige Kommission aufwerten. Zur Hälfte könnte das Gremium mit Parlamentariern und zur Hälfte mit jungen Menschen besetzt sein, die vom Bundespräsidenten ernannt werden. Das Gremium bekäme mehr Ressourcen und ein Anhörungsrecht im Bundestag – so würde man es auch medial stärken. Über den Jahresbericht des Sachverständigenrats der Wirtschaftsweisen berichten viele Medien. Über die Berichte des Sachverständigenrats für Umweltfragen bislang nicht.

Die ausländischen Beispiele sind zarte Pflänzlein, die größtenteils wieder abgeschafft wurden. Ein Indiz dafür, dass der Widerstand überall groß ist?

Deutschland ist sehr konservativ, aber viele andere Länder genauso. Dabei ist Generationengerechtigkeit kein progressives, liberales oder sozialistisches Projekt, sondern ein konservatives. Es soll etwas bewahrt werden. Aber viele, die sich als konservativ bezeichnen, wollen das Falsche bewahren. Oder den Wandel so langsam gestalten, dass alle mitkommen.

Was in einer Demokratie wichtig ist.

Viele konservative Vordenker, angefangen bei Adenauer, haben nicht nach Mehrheiten gehandelt. Sie haben an ein Projekt geglaubt und das durchgezogen, auch auf die Gefahr hin, nicht wiedergewählt zu werden. Unsere Große Koalition der letzten Jahre hat nichts dergleichen. Sie handelt ohne Strategie. Energiewende, Verkehrswende, Regulierung des Finanzmarktes, Digitalisierung, Klimaschutz – nichts wurde zu Ende geführt. Wenn das Konservatismus ist, dann ist das nicht der Konservatismus, den ich mir wünsche.

Muss auch die Möglichkeit zur Mitarbeit in Parteien geändert werden? Deren analoge Präsenzkultur widerspricht häufig der Lebensrealität junger Menschen, die digital und viel unterwegs sind.

Wir brauchen Strukturen, die eine zeitlich begrenzte Mitarbeit an bestimmten Themen ermöglichen, egal wo man lebt. Vielleicht ginge das über eine Art Talentbörse: Jeder schreibt auf, was er leisten kann, und Parteien rufen das gezielt ab. Auf solche Veränderungen zielen viele Parteireformen und Initiativen ab. Aber die historisch gewachsenen Hierarchien halten sich zäh.

Kann es jungen Menschen überhaupt gelingen, sich aus eigener Kraft mehr Gehör zu verschaffen?

Nein. Sie brauchen Verbündete – bekannte, mächtige Sprachrohre bei den Älteren, die sich zu Anwälten nachfolgender Generationen machen. Es gibt ja vernünftige ältere Menschen. Ohne diesen Pakt sehe ich nicht, dass die Generationengerechtigkeit kommt.

Andererseits erleben wir, dass gerade jüngere Frauen auch ohne ältere Verbündete laut und aktiv werden: Greta Thunberg und Luisa Neubauer von „Fridays for Future“, die Kapitänin Carola Rackete …

…  das geht ja noch weiter. In den USA machen die Anti-Waffen-Aktivistin Emma González, die Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez und die Fußballerin Megan Rapinoe auf sich aufmerksam. Die Premierministerin von Neuseeland ist noch unter 40 Jahre, die in Island nur wenig älter. Wir werden momentan Zeuge einer globalen Generation von Frauen, die sich das Recht herausnimmt, Macht zu ergreifen.

Ist das mehr als Zufall?

Das kann ich mir vorstellen. Ich weiß nur nicht, warum.

Sie sind 35. Wie lange können Sie noch für die junge Generation sprechen?

Ich kann nicht mehr für sie sprechen. Aber ich kann für sie eintreten und sie verteidigen und mit Kontakten und Wissen helfen. Das ist noch sehr lange möglich. Auch mit 90.

Dr. Sven Murmann im Interview über 25 Jahre Engagement für die sdw

Seit 2010 ist Dr. Sven Murmann als stellvertretender Vorsitzender im Vorstand der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw). Damit führt er die Arbeit seines Vaters Prof. Dr. Klaus Murmann fort, der 1994 als Arbeitgeberpräsident maßgeblich an der Gründung der sdw beteiligt war und die Stiftung Studienförderwerk Klaus Murmann unter dem Dach der sdw ins Leben rief. Seine Mutter, Dr. Hannelore Murmann, engagierte sich ebenfalls in der Stiftung Studienförderwerk Klaus Murmann und gründete 2017 die Förderstiftung Hannelore Murmann in der sdw.

#25Jahresdw bedeutet 25 Jahre Engagement der Familie Murmann: Auch Dr. Sven Murmanns Geschwister Nicola Keim, Dr. Ulrike Murmann und Jan Murmann sowie weitere Familienmitglieder engagieren sich für die sdw. Im Interview erzählt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, woher diese Verbundenheit kommt, welche Momente aus 25 Jahren Stiftung ihm besonders im Gedächtnis geblieben sind und mit welchen Themen sich die sdw zukünftig beschäftigen sollte.

Das Video-Interview gibt es auf YouTube.

Foto Header: Markus Quabach/sdw

Verantwortung über die Grenzen hinaus – unterwegs mit dem Tönissteiner Kreis

Die sdw arbeitet mit zahlreichen Partnern zusammen, um den Geförderten unterschiedliche Einblicke und Impulse zu ermöglichen. Schon seit vielen Jahren verbindet das Studienförderwerk eine lebendige Kooperation mit dem Tönissteiner Kreis.

Der Tönissteiner Kreis ist ein überparteiliches Netzwerk auslandserfahrener Führungskräfte aus Deutschland. Er versteht sich als Dialog- und Projektforum für gesellschaftsrelevante Themen und gemeinnütziges Engagement.

Zwanzig Stipendiatinnen und Stipendiaten hatten am 13. Mai 2019 die Möglichkeit, Mitglieder des Kreises in ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld kennenzulernen und spannende Einblicke in drei verschiedene Institutionen und Unternehmen zu erhalten. Gemeinsam ist allen auf der Tour besuchten Tönissteinerinnen und Tönissteinern ihre internationale Ausrichtung und der ständige Blick über den Tellerrand.

Dr. Philipp Wendel, Diplomat beim Auswärtigen Amt, berichtete von den verschiedenen Auslandseinsätzen und seiner aktuellen Tätigkeit als Leiter der Arbeitseinheit Außenpolitische Dimension der Energiewende. Beim nächsten Stopp der Tour ermutigte Henriette Peucker von der Strategieberatung Hering Schuppener Consulting die Teilnehmenden, Chancen zu ergreifen und nicht vor Hürden zurückzuschrecken. Auch wenn die Arbeit in anderen Ländern großen Einfluss auf das Privatleben hat und manch ein Umzug schwierig sein kann, lohne es sich, mutig zu sein und den eigenen Interessen zu folgen. Ihr eigenes internationales Unternehmen haben Dr. Marie Louise Seelig und Dr. Daniel Wigbers mit Acatus gegründet, einem Start-up im FinTech-Bereich. Trotz zahlreicher Möglichkeiten, spannende Jobs zu übernehmen, haben sich die beiden ganz bewusst für eine Gründung entschieden. Jetzt könnten sie sich „zu 1000 Prozent“ mit dem identifizieren, was sie machen.

Die Berlin-Tour „Internationale Karrieren“ und die Begegnungen mit Führungskräften aus dem Tönissteiner Kreis stößt stets auf großes Interesse bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten der sdw. Die Tour fand dieses Jahr zum vierten Mal statt. Zahlreiche Alumnae und Alumni sind – zum Teil auf Vorschlag der sdw – selbst Mitglieder des Kreises geworden. Das Begabtenförderungswerk hat ein Vorschlagsrecht. Schon vor dem Einstieg ins Berufsleben engagieren sich einige Geförderte im Studierendenforum des Tönissteiner Kreises, einem eigenständigen Verein.

Seit 2011 ist die sdw mit Dr. Arndt Schnöring im Kuratorium des Tönissteiner Kreises vertreten, zuvor mit Hans-Jürgen Brackmann. Die institutionelle Zusammenarbeit hat Tradition! Anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums haben wir Geschäftsführerin Alexandra Heldt ein paar Fragen zu der erfolgreichen Kooperation gestellt.

Fünf Fragen an Alexandra Heldt, Geschäftsführerin des Tönissteiner Kreis e. V. :

Wir engagieren uns seit 1958 für die internationale Ausrichtung des Führungsnachwuchses, weil…

…nur so eine kulturelle, wirtschaftliche und politische Einbettung Deutschlands in die internationale Gemeinschaft nachhaltig gesichert ist.

Internationalität in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fördern wir, indem…

…der Tönissteiner Kreis durch Förderprogramme, Mentoring, Studienreisen und internationale Vernetzung jungen Menschen einen Blick über den Tellerrand und Starthilfe weltweit bietet.

Geförderte und Alumnae/Alumni der Stiftung der Deutschen Wirtschaft passen gut zu uns, weil…

…der Tönissteiner Kreis und sein Studierendenforum das Engagement und die Mitgliedschaft von jungem, leistungsstarkem und engagiertem Nachwuchs aus der sdw gern willkommen heißen. Der Tönissteiner Kreis ergänzt die Förderung der sdw durch die internationale Komponente und eine entsprechende Vernetzungsplattform.

Besonders stolz sind wir, dass wir in den letzten Jahren mit der sdw erreicht haben, dass…

…beide Förderinstitutionen und ihre Nachwuchsarbeit erfolgreich und exponentiell gewachsen sind. Tönissteiner Kreis und sdw haben durch regelmäßigen Austausch und durch gemeinsame Formate eine Bereicherung in der Nachwuchsarbeit erreicht, die bei den sdw-Geförderten auf großes Interesse stößt.

Für die nächsten 25 Jahre wünschen wir der sdw…

…ein begeistertes „Weiter so!“ und gern noch mehr!

„Ohne die sdw hätte ich das niemals geschafft“

Ursula Reinartz und Kheder Khalaf/ Foto: Markus Quabach

Kheder Khalaf kam aus dem Irak nach Deutschland. Als Ehrenamtliche der sdw half ihm Ursula Reinartz, Hürden erfolgreich zu nehmen.

Im Frühjahr 2009 flüchtete Kheder Khalaf aus dem Irak nach Deutschland, in ein Land, dessen Kultur und Sprache ihm fremd waren. Er besuchte Sprachkurse, holte sein Abitur nach. Im Sommer 2017 schloss er sein Bachelorstudium erfolgreich ab und kurz darauf erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Die ersten Jahre in der neuen Umgebung waren eine aufregende, aber auch sehr anstrengende Zeit, bei der ihn die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) ein Stück weit begleiten und unterstützen konnte.

Fast drei Wochen dauerte sie, die Flucht aus dem Irak nach Deutschland. Eine unvorstellbare Fahrt von Mossul über die Türkei, Griechenland und Italien nach München – im Lastwagen mit 20 anderen. Doch es ging nicht anders: „Ich wollte eine sichere Zukunft haben, das war und ist für Jesiden und andere Minderheiten im Irak nicht möglich“, erklärt Kheder Khalaf. In München angekommen, meldete sich der damals 22-Jährige bei der Polizei, nach dreieinhalb Monaten bekam er eine Niederlassungserlaubnis. Sein Weg führte ihn weiter nach Bielefeld, wo seine Tante mit ihren Kindern wohnt. Kheder hatte viel vor: Sein Abitur und Studium aus dem Irak wurden in Deutschland nicht anerkannt, er wollte diese neue Chance nutzen und alles nachholen.

Bei den ersten Schritten auf diesem Weg stand ihm die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) unterstützend zur Seite. Seit 2010 nahm Kheder in Bielefeld am sdw-Programm „Unternehmen:Jugend“ teil, dessen Idee heute in dem Programm „Zeig, was Du kannst!“ fortgeführt wird. Ziel ist es, junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten und zu einem erfolgreichen Schulabschluss zu motivieren.

Kheder besuchte zunächst einen Deutschkurs beim Internationalen Bund. Dort wurde er auf das Förderprogramm der sdw aufmerksam und bewarb sich kurzerhand. Zu diesem Zeitpunkt konnte er noch nicht ahnen, dass er dort auf eine Person trifft, die seine Zukunft maßgeblich beeinflussen sollte: „Kheder ist mir sofort als ein ganz besonders fleißiger und kommunikativer Mensch aufgefallen“, erinnert sich Ursula Reinartz an ihre erste Begegnung mit ihm. Die ehemalige Lehrerin für Deutsch und Evangelische Religionslehre betreute in Bielefeld für „Unternehmen:Jugend“ eine Gruppe von 20 jungen Menschen. Kheder war einer von ihnen.

Ursula Reinartz kümmerte sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen um die Organisation von Workshops, suchte nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen und unterstützte die Teilnehmenden bei Behördengängen. Doch ihr Engagement ging weit über Bewerbungstrainings und Betriebsbesichtigungen hinaus: Die heute 76-Jährige stand auch im Alltag mit Rat und Tat zur Seite und war eine dauerhafte Ansprechpartnerin für viele der jungen Erwachsenen. „Ich habe versucht, den Teilnehmenden immer wieder Mut zu machen.“

Kheder berichtet auf der sdw-Jubiläumsveranstaltung in Düsseldorf von seinem Weg.

Rückblickend sagt Kheder: „Ich wusste damals zwar, was ich machen wollte, aber nicht, wie ich das erreichen konnte. ‚Unternehmen:Jugend‘ hat mir Orientierung gegeben.“ Die sdw hat ihn für das Stipendienprogramm „Geh Deinen Weg“ der Deutschlandstiftung Integration vorgeschlagen, das es ihm ermöglicht hat, im Sommer 2013 sein Abitur abzuschließen – mit einem Durchschnitt von 1,8! Danach war es erneut Ursula Reinartz und „Unternehmen:Jugend“, die Kheders Weg entscheidend beeinflusst haben: Mir ihrer Hilfe konnte er sich einen Praktikumsplatz bei den Stadtwerken Bielefeld sichern – ein Unternehmen, das er im Vorfeld bereits während seiner Zeit beim sdw-Programm im Rahmen eines „Future Camps“ kennengelernt hatte. Bei diesen zweitägigen Workshops bekamen die Teilnehmenden neben zahlreichen Tipps für Bewerbungsgespräche auch die Chance, Unternehmen zu besichtigen und mit Personalverantwortlichen in Kontakt zu kommen. Das Praktikum bei den Stadtwerken ermöglichte Kheder den nächsten großen Schritt: Ein Studium der Ingenieurinformatik an der Fachhochschule Bielefeld, das er mittlerweile erfolgreich abgeschlossen hat. „Ohne die sdw und Frau Reinartz hätte ich das niemals geschafft“, sagt er heute.

Der Kontakt zwischen Ursula Reinartz und Kheder Khalaf ist auch während des Studiums nicht abgerissen, im Gegenteil: Die ehemalige Deutschlehrerin übernahm die Korrekturen seiner Bachelorarbeit, unterstützte ihn bei den Anträgen für die deutsche Staatsbürgerschaft und verhalf ihm schließlich sogar über Kontakte zu seinem ersten Job bei der Resolto Informatik GmbH. „Wir haben Kheder bei ‚Unternehmen:Jugend‘ immer gesagt, dass es wichtig ist, zuzuhören, viel mitzuschreiben, Fragen zu stellen und sich an der Universität gleich deutschen Kommilitonen anzuschließen – das ist entscheidend für das Erlernen der Sprache. Das hat ihm im Studium und danach viel geholfen und sogar eine Stelle als Tutor beschert“, freut sich Ursula Reinartz über die Erfolge ihres Schützlings. „Frau Reinartz und ich sind wie eine Familie geworden“, bringt es Kheder, dessen Eltern noch im Irak leben, auf den Punkt. Sein nächstes Ziel: ein berufsbegleitender Master, bei dem ihm Ursula Reinartz natürlich auch wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.

In der sdw engagieren sich rund 1.000 Menschen auf verschiedene Art und Weise. Alle gemeinsam setzen sich für Bildungschancen ein. Wenn Sie auch dazu gehören möchten, finden Sie weitere Informationen auf www.sdw.org.

Fotos: Markus Quabach

Aus Wissensdrang zum Buchautor und Verlagsgründer

Wie die Studienzeit zur Gründerzeit wird: Zwei Studenten erobern mit ihrem Klimabuch den Markt

Die Zeit des Studiums bietet oft die nötige Freiheit und zugleich eine Umgebung voller Wissensdrang und -austausch, um innovative Ideen auszuprobieren. Die sdw ermutigt ihre Stipendiatinnen und Stipendiaten, Visionen zu verfolgen und unterstützt sie dabei, sie umzusetzen und unternehmerische Praxiserfahrungen zu sammeln. Einer dieser Stipendiaten mit Unternehmergeist ist Christian Serrer, der sich gemeinsam mit seinem Kommilitonen David Nelles von der Debatte um den Klimawandel inspirieren ließ. Während einer Diskussion merkten sie, dass ihnen die harten Fakten zum Klimawandel fehlten und beschlossen daher, selbst tätig zu werden – erst als Autoren und schließlich als Verleger. Denn bei der Produktion ihrer kompakten Wissenslektüre „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“ wollten sie keine Kompromisse mit großen Verlagshäusern eingehen. Um hochwertig, umweltschonend und zugleich preisgünstig zu produzieren, entschieden sie sich für die Gründung eines eigenen Verlags. Was genau hinter dem Buch steckt, wie sie es geschafft haben, das Buch erfolgreich auf den Markt zu bringen und welche Rolle Erfahrungsaustausch zwischen Gründungsinteressierten spielt, verrät Co-Autor und sdw-Stipendiat Christian Serrer im Interview.

Christian Serrer und David Nelles, Autoren von „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“ und Verlagsgründer

Christian, du hast zusammen mit deinem Kommilitonen David Nelles erst ein Buch über den Klimawandel geschrieben und anschließend einen eigenen Verlag gegründet. Dies kostet viel Zeit und Kraft. Woher hast du deine Motivation dafür genommen?

Die anfängliche Motivation bestand darin, erst einmal selbst wissen zu wollen, was Klimawandel denn nun wirklich bedeutet. Als wir dann die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit der Thematik verstanden hatten, wollten wir mit unserem zusammengetragenen Wissen so viele Menschen wie möglich erreichen. Mit diesem Ziel vor Augen, einem genauso spannenden wie gesellschaftlich relevanten Thema und einer ordentlichen Portion Wissensdurst hatten und haben wir immer noch eine riesige Motivation über den Klimawandel informieren zu wollen. 

Wie bist du beziehungsweise seid ihr auf die Idee gekommen, euren eigenen Verlag zu gründen?

Da wir mit unserem Buch so viele Menschen wie möglich über die wissenschaftlich gesicherten Ursachen und Folgen des Klimawandels informieren wollten, war uns von Anfang an klar, dass der Buchpreis kein Hindernis sein darf, um sich zu informieren. Daher haben wir beschlossen, dass unser Buch nicht mehr kosten wird als eine Pizza – nämlich fünf Euro. Nach ersten Gesprächen mit Verlagsexperten wurde schnell klar, dass sich dieser niedrige Buchpreis bei gleichzeitig hochwertigem und umweltfreundlichem Druck nicht mit einem klassischen Verlagsapparat realisieren lässt. So entschieden wir, unseren eigenen Verlag zu gründen.

„Wer verstehen will, warum es die Energiewende benötigt, muss das Problem des Klimawandels verstehen und diese >>Aufklärungsarbeit<< wollen wir mit unserem Buch übernehmen.“

sdw-Stipendiat Christian Serrer

Was waren für dich die größten Herausforderungen bei der Gründung?

Die größte Herausforderung bestand sicherlich – bei all der Motivation über den Klimawandel informieren zu wollen – darin, die offiziellen Formalien einer Gründung nicht zu vernachlässigen. Gerade, wenn es um wichtige Punkte wie die Festlegung der Rechtsform geht, aus welcher sich viele Konsequenzen ergeben, ist es wichtig, sich tiefgehend zu informieren, um am Ende nicht mit unerwünschten Überraschungen einer unüberlegten Entscheidung konfrontiert zu werden.

Wie seid ihr vorgegangen bei der Publizierung und dem Vertrieb eures ersten Buches? Wie habt ihr die Presse von eurem Projekt begeistert? Welche Unterstützung hattet ihr?

Wir haben unser Buch am 4. Dezember 2018 mit einer Pressekonferenz in München veröffentlicht. Davor hatten wir bereits angefangen, Journalistinnen und Journalisten per E-Mail zu kontaktieren und diese von unserem Buchprojekt zu begeistern. Dabei konnten wir glücklicherweise viele UnterstützerInnen gewinnen, die uns bei der Veröffentlichung mit einem Artikel unterstützt haben. Entscheidend war hierbei sicherlich das Konzept unseres Buches – kurze Texte, viele anschauliche Grafiken und alles basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen – sowie die doch etwas ungewöhnliche Geschichte hinter unserem Buch und, dass wir es zeitgleich zur Weltklimakonferenz in Katowice veröffentlicht haben. So wurde über unser Buch in vielen Zeitungen wie der Süddeutschen, aber auch im Rundfunk sowie im Fernsehen berichtet.

Wie kam es bei der Publikation zur Zusammenarbeit mit dem Think Lab Energie – Gesellschaft – Wandel?

Der Kontakt zum Think Lab Energie – Gesellschaft – Wandel hat sich bei einem Gespräch mit dem hierfür verantwortlichen Projektleiter Jörg Hülshörster ergeben, welcher auch zeitgleich meine Regionalgruppe der sdw betreut. Da das Think Lab Projektvorhaben im Bereich der Energiewende fördert und das übergeordnete Ziel hat, den Klimawandel zu begrenzen, liegt eine Zusammenarbeit natürlich auf der Hand: Wer verstehen will, warum es die Energiewende benötigt, muss das Problem des Klimawandels verstehen und diese „Aufklärungsarbeit“ wollen wir mit unserem Buch übernehmen.

„Der Mehrwert aus fachlichem Input und Erfahrungsaustausch im sdw-Netzwerk, hat auch mir bei der Gründung sehr geholfen.“

sdw-Stipendiat Christian Serrer

Inwiefern war für dich die Stiftung der Deutschen Wirtschaft und die Zusammenarbeit mit dem Think Lab hilfreich für die Gründung?

Für mich ergibt sich der Mehrwert in Sachen Gründung durch die sdw vor allem aus zwei Punkten: Zum einen sind viele der Seminare auf das Thema Gründung ausgelegt, bei denen man fachlichen Input erhält. Zum anderen findet bei Gesprächen mit StipendiatInnen während und nach den Seminaren ein gewinnbringender Erfahrungsaustausch statt – denn in der sdw gibt es sehr viele sowohl Gründungsinteressierte, als auch gründungserfahrene Stipendiaten. Dieser Mehrwert aus fachlichem Input und Erfahrungsaustausch hat auch mir bei der Gründung sehr geholfen.

Was würdest du rückblickend anders machen und welchen Tipp würdest du zukünftigen Gründerinnen und Gründer mit auf den Weg geben?

Was ich ihnen auf jeden Fall mit auf den Weg geben möchte ist, dass eine Idee auf keinen Fall verworfen werden sollte, nur, weil andere die Idee für unmöglich halten. Wer für seine Idee brennt und offen dafür ist, neue Wege zu gehen, der wird es auch schaffen, das Unmögliche möglich zu machen.

Wie geht es nach der Herausgabe des ersten Buches weiter? Stehen neue Projekte an?

Aktuell haben wir mit unserem Buch noch alle Hände voll zu tun. Allerdings habe ich mittlerweile auch einen enormen Drang, nicht nur über den Klimawandel informieren zu wollen, sondern auch selbst anzupacken und etwas dagegen zu unternehmen. Daher werde ich das Thema auf jeden Fall weiterverfolgen und mich in meinem beruflichen Leben dafür einsetzen, die globale Erwärmung so gering wie möglich zu halten. Da die Wirtschaft den größten Hebel in der Hand hält, um unsere Emissionen zu reduzieren, könnte ich mir daher beispielsweise sehr gut vorstellen, als treibende Kraft den Ausbau neuer Technologien voranzutreiben. Auf jeden Fall ist mir das Thema mittlerweile eine richtige Herzensangelegenheit geworden und ich möchte auch andere Menschen dazu motivieren, sich für den Klimaschutz einzusetzen.

Mehr Informationen zum Klimabuch „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“ finden Sie hier.

Erfahren Sie hier mehr über das Think Lab Energie – Gesellschaft – Wandel, eine Initiative der innogy Stiftung und der sdw.

#25Jahresdw – Ein Vierteljahrhundert voller Bildungschancen

Zusammen stiften wir Chancen für die nächste Generation – seit 25 Jahren

Meine Damen und Herren,

sdw-Generalsekretär Dr. Arndt Schnöring
sdw-Generalsekretär Dr. Arndt Schnöring

25 und 21 – dies sind Zahlen, die für die Geburtsstunde der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) stehen. Vor 25 Jahren wurde die sdw auf Initiative der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) unter Federführung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten Prof. Dr. Klaus Murmann ins Leben gerufen. Als Stifter haben sich die Arbeitgeberverbände und ganz wesentlich Prof. Dr. Klaus Murmann und Dr. Hannelore Murmann persönlich in die sdw eingebracht. Ein Jahr nach der Gründung stand die 21 im Mittelpunkt: 21 Stipendiatinnen und Stipendiaten waren die Allerersten, die damals in das Studienförderwerk der sdw aufgenommen wurden.

Dass seitdem viel passiert ist, lässt sich leicht an Zahlen ablesen: Über 3.800 junge Menschen werden aktuell gefördert. Weit mehr als 10.000 Talente haben unsere Förderangebote bereits erfolgreich durchlaufen. Längst sind zum Studienförderwerk weitere maßgeschneiderte Bildungsprogramme und Transferprojekte hinzugekommen – entlang der gesamten Bildungskette, von der Grundschule bis zur Promotion. Zudem vergrößern wir die Reichweite der Stiftungsprogramme, indem wir beispielsweise durch Unterrichtseinheiten und Lehrerfortbildungen erprobte Konzepte im Bildungssystem weitergeben. Viele tausend junge Menschen in ganz Deutschland profitieren so jedes Jahr von unserem Know-how.

Über 400 Unternehmen, Stiftungen, Arbeitgeberverbände und Ministerien sowie rund 1.000 Ehrenamtliche unterstützen die Gemeinschaftsinitiative sdw. Zusammen stiften wir Chancen für die nächste Generation – seit 25 Jahren!

Mit einem Hashtag durch das Jahr

Vieles verändert sich in einem Vierteljahrhundert. Das Wort Hashtag gab es 1994 noch gar nicht, heute ist ein Hashtag unser roter Faden durch das Jubiläumsjahr. Für dieses haben wir uns einiges vorgenommen: Auf unserem neuen Onlineangebot www.wir-stiften-chancen.de werden wir Ihnen in den nächsten Monaten unter #25Jahresdw von unserer Arbeit und von unseren Geförderten erzählen, die ihre Chancen ergriffen haben und der sdw noch immer eng verbunden sind. Alle Informationen aus unseren Social Media Kanälen führen wir hier zusammen und laden alle Begleiterinnen und Begleiter aus 25 Jahren herzlich ein, sich zu beteiligen und von ihren besonderen sdw-Momenten zu erzählen. Nutzen Sie einfach #25Jahresdw und werden Sie Teil der Social Wall auf www.wir-stiften-chancen.de.

Ausführlich werden wir uns in der Schlaglichter-Rubrik mit den Bildungsthemen beschäftigen, die für uns besonders relevant sind. Expertinnen und Experten werden genauso zu Wort kommen wie langjährige Unterstützerinnen und Unterstützer, die unsere Arbeit und damit auch das Leben vieler junger Menschen geprägt haben. Auch publizistisch, klassisch auf Papier, werden wir uns im Jahresverlauf noch einmal zu Wort melden. Lassen Sie sich überraschen!

Ganz analog möchten wir natürlich auch feiern. Gemeinsam mit den regionalen Arbeitgeberverbänden unternehmer nrw, NORDMETALL, vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und Südwestmetall, die zum Stifterkreis der sdw zählen, werden wir auf Jubiläumsveranstaltungen in Düsseldorf, Hamburg, München und Stuttgart die Wirtschaft mit unseren Geförderten ins Gespräch bringen. Zusammen möchten wir diskutieren, wie wir gemeinsam auch zukünftig einen Beitrag zu einer chancengerechten Gesellschaft leisten können und wie wir junge Menschen bestmöglich dabei unterstützen, ihre Berufs- und Bildungswege erfolgreich zu gestalten. Auch darüber halten wir Sie natürlich auf wir-stiften-chancen.de auf dem Laufenden.

Schauen Sie auch auf unsere Website und machen Sie sich schon heute ein Bild von den Handlungsfeldern, auf denen wir tätig sind. Informieren Sie sich dort gerne ausführlich über unsere Programme für Schülerinnen und Schüler und Studierende und über unsere Transferaktivitäten. Natürlich erfahren Sie dort auch, wie Sie Teil der großen sdw-Familie werden können, z. B. als Fördernde oder als Ehrenamtliche – es gibt viele Möglichkeiten Chancen zu stiften.

Wir freuen uns auf ein spannendes Jubiläumsjahr und laden Sie herzlich ein mitzumachen, mitzureden und mitzufeiern: #25Jahresdw

Ihr

Dr. Arndt Schnöring
Generalsekretär der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)